Konzentration verbessern, Stress abbauen und langfristig Burn-out verhindern, all das sollen zehn Liegen an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Leverkusen leisten? Hohe Erwartungen, weiß Denis Nunekpeku, der mit den Liegen einen Ruheraum für seine Lehrerkollegen eingerichtet hat. Der Raum ist abgedunkelt, Stellwände trennen die Schlafgelegenheiten, drei Papierlampen spenden grünes Licht, das beruhigend wirken soll. Hinter der bescheidenen Einrichtung steckt eine ambitionierte Idee: Kurze Ruhephasen, auch „Powernapping“ genannt, sollen helfen, den Tagesablauf zu entzerren.
Japaner und Spanier machen es vor: Die „Siesta“ oder der „Inemuri“ nach dem Mittagessen hat dort Tradition. Die Wissenschaft unterstützt diesen Brauch. Schlafforscher haben herausgefunden: Zwischen 13 und 15 Uhr haben Menschen mit einem natürlichen Leistungsabfall zu kämpfen. Dieses Mittagstief nicht zu unterdrücken, sondern für eine kurze Entspannungspause zu nutzen, dazu rät Professor Jürgen Zulley, Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums in Regensburg. Anschließend sei man leistungsfähiger als nach Kaffee oder Schokolade. Schon zehn bis 30 Minuten Kurzschlaf reichten aus, um über lange Zeiträume konzentriert und stressfrei zu arbeiten.
Kurzschlaf verbessert Leistung und Konzentration
Das Nickerchen als Energiequelle ist in der westlichen Welt zwar bekannt, praktiziert wird es aber von den Wenigsten. In der Käthe-Kollwitz- Gesamtschule waren vor der Einrichtung des Ruheraums fast allen interessierten Lehrern die positiven Auswirkungen des Kurzschlafes auf die Gesundheit bewusst. Aber nur jeder Fünfte der Befragten legte sich zur Mittagszeit tatsächlich hin. Anders in den USA. Der Begriff „Powernapping“ ist eine amerikanische Erfindung, um deutlich zu machen, dass ein kurzer Schlaf für mehr Leistung sorgen kann. Aber auch hierzulande träumt, laut einer Emnid-Umfrage, jeder Dritte von einer Ruhegelegenheit zur Mittagszeit.
Dass Lehrer besonderen Ruhebedarf haben, davon ist Elisabeth Gaß, didaktische Leiterin der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule überzeugt. „Der Alltag eines Lehrers ist wahnsinnig hektisch und laut“, sagt sie. Selbst im Ganztagsbetrieb, für den die Pädagogen oft den ganzen Tag in der Schule verbringen, haben sie mitunter keinen Rückzugsort. Das Vorurteil „Lehrer haben doch genug Pausen und gehen mittags nach Hause“ lässt sich in der Praxis, vor allem in Ganztagsschulen, nicht bestätigen. Im Gegensatz zu Büroangestellten haben Lehrer kein Büro in der Schule, oft teilen sie sich einen Arbeitsplatz im Lehrerzimmer. Das zerrt an den Nerven. Folge: Jede vierte Lehrkraft wird in Nordrhein-Westfalen gesundheitsbedingt vorzeitig pensioniert.
Stressfreies Lernen und Lehren fördern
Mit Projekten wie dem Ruheraum kann Lehrkräften praktisch geholfen werden. Man kann das aufwendig gestalten, wie die Gesamtschule Herzogenrath, die einen aufwendigen Umbau für den Ruheraum ihrer Lehrer, inklusive neuer Bodendielen und Terrassentüren, plant. Die bescheidenere Variante, wie an der Käthe-Kollwitz-Schule, ist schon mit wenig Einsatz einzurichten. „Etwa 300 Euro habe ich für die Liegen und Lampen ausgegeben“, sagt Denis Nunekpeku.
Nina Braun
Aus: Forum Schule 2/2009