Bildung fördert wirtschaftliche Entwicklung

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BERLIN (nin). Bildung ist der Faktor, der die wirtschaftliche Entwicklung einer Gesellschaft am stärksten beeinflusst. Das Berlin Institut für Bevölkerung und Entwicklung hat jetzt verschiedene Szenarien entwickelt, wie sich Investitionen in Bildung auswirken können.

Singapur hat es geschafft. Mit einer Mischung aus Investitionen in Arbeitsplätze, Bildung und Familienplanung ist aus dem politisch instabilen Staat mit Massenarbeitslosigkeit, düsteren Wirtschaftsprognosen und sehr hohem Bevölkerungswachstum in den 60er Jahren, heute eine der führenden Industrienationen geworden. Das Beispiel Singapur zeige, dass schnelle Entwicklungserfolge möglich seien, indem der Teufelskreis aus mangelnder Bildung, wachsender Bevölkerung und grassierender Armut gebrochen wird, schreiben die Wissenschaftler des Berlin Instituts in ihrer jetzt erschienenen Analyse. Ein Land müsse vor allem seine Geburtenrate unter Kontrolle bringen.

Dafür ist der Bildungsstand der Frauen auschlaggebend. Die Geburtenrate eines Landes wird davon stark beeinflusst. Wie überall auf der Welt zu beobachten ist, bekommen gebildete Frauen weniger Kinder als ungebildete Frauen. Generell gilt, diejenigen, die nach der Grundschule eine weiterführende Bildungseinrichtung besucht haben, werden seltener schon als Teenager schwanger und verwenden häufiger Verhütungsmittel. Sie haben eher Wissen über Familienplanung und können deshalb, die Zahl ihrer Kinder und den Abstand zwischen den Geburten selbst zu bestimmen.

Bildung trägt darüber hinaus zur Gleichstellung der Frau bei. Durch ihre beruflichen Möglichkeiten eröffnen sich ihnen alternative Lebenswege zur reinen Mutterrolle.

Für die wirtschaftliche Entwicklung entscheidend ist aber der Bildungsstand der gesamten Bevölkerung. Um herauszufinden, welche Auswirkungen darauf verschiedenartige Investitionen haben könnten, haben die Wissenschafter drei Szenarien am Beispiel des afrikanischen Landes Uganda durchdacht.

Schüler in Uganda
Bildung kann für die Menschen in Afrika, hier Schüler in Uganda, viel verändern. (Foto: Kimberly Burns/USAID)

Szenario A geht von gleich bleibenden Einschulungsraten aus.

Das bedeutet für Länder mit starkem Bevölkerungswachstum eine große Herausforderung, müssen doch die Zahlen der Schulen und Lehrer mit dem Bevölkerungswachstum Schritt halten. Was die Bildungsbeteiligung der nachwachsenden Bevölkerung angeht, würden  sich die Chancen nicht ändern: Uganda schafft es zwar schon heute, fast alle Kinder einzuschulen. Jedoch hat nur ein Drittel der unter 20-Jährigen eine weiterführende Schule besucht, und nur ein kleiner Teil der ugandischen Bevölkerung schließt danach ein Studium ab. Uganda hätte bei diesem Bildungsszenario bis 2050 104 Millionen Einwohner, und würde damit seine Bevölkerung verdreifachen.

Szenario B hat die mittlere Variante der Bevölkerungsvorausberechnung der Vereinten Nationen (2008) zur Grundlage.

In diesem Szenario müsste erheblich ins Bildungswesen investiert werden. Uganda hätte dann einen stark wachsenden Anteil an jungen Menschen mit Sekundarbildung. Im Jahr 2050 könnten außerdem etwa acht Prozent der 20- bis 24-Jährigen einen Hochschulabschluss vorweisen. Es gäbe dann in Uganda keinen Menschen mehr, der keine Schule besucht hat. Diese Entwicklung würde die Einwohnerzahl auf 91 Millionen anwachsen lassen, was immer noch dem 2,7-fachen der Bevölkerung von 2010 entspräche.

Szenario C ist das Überholspur-Szenario, eine Entwicklung wie in Singapur.

Alle international angestrebten Bildungsziele müssten erreicht werden: Dies würde bedeuten, dass 2015 nahezu alle Kinder zumindest eine Grundschule besuchen können, 90 Prozent der Schüler bis 2050 einen Sekundarabschluss machen und 60 Prozent aller jungen Leute ein Studium abschließen. Die massiven Investitionen ins Bildungswesen in Uganda hätten zwar einen raschen Effekt auf die Geburtenraten, weil gerade die Sekundarbildung die Kinderzahlen je Frau sinken lässt. Eine demografische Dividende ließe sich in vollem Umfang aber erst in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts einfahren, weil die heute gering qualifizierten Jahrgänge erst aus der Bevölkerungspyramide herauswachsen müssen, bevor die besser ausgebildeten Jahrgänge der Jungen deren Plätze einnehmen. Die Bevölkerung würde dabei zwischen 2010 und 2050 um das 2,6-fache wachsen.

Die Wissenschaftler halten alle drei Szenarien in Afrika für möglich und sind optimistisch,  asiatische Tigerstaaten wie Singapur mit afrikanischen Länder zu vergleichen. So erklären die Autoren der Studie: Insgesamt lasse sich der gängige Einwand, Afrika sei eben anders als Asien, weshalb mit einer vergleichbaren Entwicklung nicht zu rechnen sei, nicht halten. Auch wenn ein Stadtstaat wie Singapur mit Meereszugang sicher andere Rahmenbedingungen aufweise als ein Flächenstaat wie Uganda ohne Meereshafen: Die geografische Lage sollte nicht überbewertet werden, da Singapur seinen Aufschwung nicht allein dem Handel verdankt. Es sei vor allem der Ausbau zu einer Wissensgesellschaft, der Singapur zu seiner heutigen Stellung verhalf. Auch den sogenannten Tigerstaaten, Südkorea, Taiwan, Hongkong und eben Singapur, seien in den 1960er Jahren keine derartig positive Entwicklungen vorausgesagt worden.

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