Bayern: Bündnis für ein neues Schulsystem

2

MÜNCHEN. Ein breites gesellschaftliches Bündnis fordert von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) eine Reform des bayerischen Schulsystems. 44 Mitgliedsorganisationen des „Forums Bildungspolitik“ in Bayern haben sich in einer Petition an den Bayerischen Landtag gegen das starre Festhalten am dreigliedrigen Schulsystem in Bayern ausgesprochen.

Das Forum vertritt nach eigenen Angaben weit über zwei Millionen Bürgerinnen und Bürger. Zu den Mitgliedsorganisationen zählen beispielsweise der Landesverband Bayern der Deutschen Caritas oder der Landesverband Bayern des Deutschen Kinderschutzbundes.

Wegen seiner Bildungspolitik unter Druck: Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU). Foto: Patrick Fischer / Wikimedia Commons (CC-BY-SA-3.0)
Wegen seiner Bildungspolitik unter Druck: Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU). Foto: Patrick Fischer / Wikimedia Commons (CC-BY-SA-3.0)

„Ein solcher Konsens in einer seit Jahren strittigen und polarisierenden Frage hat besonderes Gewicht“, erklärte der Präsident des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands (BLLV), Klaus Wenzel. Der BLLV gehört dem „Forum Bildungspolitik“ ebenfalls an. Die Luft für die Bayerische Staatsregierung  werde dünner. Der Druck aus der Bevölkerung nehme zu, stellte Wenzel fest. Er bezeichnete es als schul- und bildungspolitischen Fehler, angesichts des demografischen Wandels und des veränderten Schulwahlverhaltens strikt an antiquierten Strukturen festzuhalten. „Die Schulen brauchen mehr Freiheit und Gestaltungsmöglichkeiten.“ Es wäre ein folgenschwerer Fehler, wenn die Staatsregierung dieses eindeutige Signal ignorieren würde.

Abschied von überkommenen Dogmen“

„Kinder werden nicht besser gefördert, wenn sie möglichst früh auf verschiedene Schularten verteilt werden. Diese Sichtweise ist nach Auffassung des Forums ein Dogma, das überkommen und inzwischen auch von unzähligen wissenschaftlichen  Studien widerlegt ist. „Das frühzeitige Aussortieren von Kindern zementiere viel eher die Nachteile ungleicher Startbedingungen, ohne in nennenswertem Umfang Spitzenleistungen garantieren zu können“, sagte Wenzel.  Die Lösung liege in wohnortnahen schulischen Angeboten. Es gehe nicht um die Verordnung einheitlicher Schulmodelle, sondern vielmehr um Gestaltungsmöglichkeiten vor Ort: Schulträger, Pädagogen, Eltern und Kommunen sollten jede erdenkliche Unterstützung bekommen, um eine Schule nach ihren Bedürfnissen entwickeln zu können.

In der Petition fordern die 44 Mitgliedsorganisationen:

  • Schulversuche, die von den traditionellen Schularten abweichen,
  • mehr Mitbestimmung in der Schule und für die einzelne Schule,
  • Entscheidung der Eltern über die weiterführende Schulart,
  • Abschaffen des Sitzenbleibens,
  • mehr Personal und mehr Mittel für guten Unterricht.

„Wir verstehen die Petition als einen Appell an die bayerischen Bildungspolitiker, Schulentwicklung von der Basis her zuzulassen“, betonte Wenzel.

Der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) hält hingegen Kurs. Er setzt allen Bestrebungen, das gegliederte Schulsystem aufzuweichen, entgegen: „Bildung muss immer beim einzelnen Kind ansetzen. Die strategische Formel unserer Bildungspolitik lautet: Individuelle Förderung statt Einheitsschule.“

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

2 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Frau Hausner
11 Jahre zuvor

Vielen Dank, Herr Kultusminister,

dass Sie den Forderungen dieses Verbandes nicht nachgeben. Ich halte das bayrische Schulsystem für eins der besten der Welt und bin froh, dass Bayern nicht jede Reform mitmacht. Trotzdem sind einige Forderungen nicht unberechtigt, zum Beispiel die nach mehr Autonomie der einzelnen Schulen darüber, welche Lehrer man anstellt und wie man Ziele erreicht.

Christian Möller
11 Jahre zuvor

@Frau Hausner
Ihren Worten stimme ich voll und ganz zu! Das „Forum Bildungspolitik“ scheint mir ein Sammelbecken für spinnerte Ideologen, die einfach nicht wahrhaben wollen, dass Bayerns Erfolge bei Vergleichstests von Schülerleistungen für sich sprechen.
In Bremen wird beispielsweise schon seit Jahrzehnten „Abschied von überkommenen Dogmen“ genommen.
Und mit welchem Erfolg?
Man kann Bewährtes auch schlecht reden, indem man es mit vorbelasteten, abwertenden Begriffen belegt. Ein billiger, leider jedoch immer wieder erfolgreicher Trick.