Familien leiden vor allem unter Zeitdruck

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BERLIN. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) hat von Experten den achten Familienbericht entgegengenommen. Dessen Botschaft ist klar: Familien benötigen mehr Zeit.

Vor allem Väter klagen darüber, dass sie zu wenig Zeit für ihre Kinder haben. Foto: sabrina gonstalla / pixelio.de
Vor allem Väter klagen darüber, dass sie zu wenig Zeit für ihre Kinder haben. Foto: sabrina gonstalla / pixelio.de

„Ob Familien zusammen halten, ob Eltern und Kinder füreinander da sein können, ist in erster Linie eine Frage der Zeit“, sagt Bundesfamilienministerin Kristina Schröder. „Eltern brauchen Zeit, um ihre Kinder ins Leben zu begleiten.“ Schröder weiß dies als berufstätige Mutter eines fünf Monate alten Mädchens nur allzu gut aus eigener Erfahrung. Jetzt hat sie es auch schwarz auf weiß: Die CDU-Politikerin nahm von einer unabhängigen Sachverständigenkommission unter Leitung von Prof. Dr. Gregor Thüsing den achten Familienbericht entgegen. Titel: „Zeit für Familie. Familienzeitpolitik als Chance einer nachhaltigen Familienpolitk“.  Schröder versprach, sich der darin enthaltenen Botschaften anzunehmen: „Zeit ist die Leitwährung unserer Familienpolitik.“

Die im Familienbericht enthaltenen Zahlen sind laut „Stern.de“ teilweise alarmierend:

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  • 63 Prozent der Väter und 37 Prozent der Mütter mit minderjährigen Kindern können sich aus Zeitgründen zu wenig um ihren Nachwuchs kümmern.
  • 40 Prozent der Familien mit Kindern stehen „oft“ oder „immer“ unter Zeitdruck.
  • Noch immer geben 67 Prozent der Frauen an, für die Familien- und Erziehungsarbeit verantwortlich zu sein.
  • 28 Prozent der Frauen mit einer Teilzeitstelle würde gern mehr arbeiten, wenn dies besser mit der eigenen Familie vereinbar wäre.
  • 67 Prozent der Männer mit minderjährigen Kindern arbeiten mehr, als es ihren Wünschen entspricht und machen zumindest gelegentlich Überstunden.
  • 57 Prozent der Männer und zwei Drittel der Frauen haben bis heute keinen Einfluss auf ihre Arbeitszeiten.
  • Der Anteil von Ganztagsgrundschülern ist zwischen 2004 und 2008 von sieben auf 19 Prozent gestiegen.

Die Kommission hat in ihrem Bericht Eckpunkte für eine familienfreundliche Zeitpolitik entwickelt, entlang den Zeitbedarfen, Zeitkonflikten und Wünschen von Familien in unterschiedlichen Phasen und Familienkonstellationen. Anliegen der Politik müsse es sein, so die Kommission, eine Benachteiligung der Familie zu verhindern, wenn es darum gehe, Zeit gesellschaftlich einzuteilen.

Folgende Empfehlungen geben die Sachverständigen:

  • Vorhandene Reserven bei der Verwendung von Zeit sollten auf eine sozialverträgliche Weise nutzbar gemacht werden, um Familien zu entlasten. Mehr Zeitsouveränität von Eltern kann etwa durch den weiteren Ausbau der Betreuungseinrichtungen oder durch die Gestaltung von Arbeitszeit erreicht werden. Dabei dürfen betriebliche Notwendigkeiten nicht außer Acht gelassen werden.
  • Verschiedene Zeitstrukturen wie Arbeitszeiten und Öffnungszeiten von Betreuungseinrichtungen sind häufig nicht aufeinander abgestimmt. Eine solche Abstimmung kann in den meisten Fällen am besten auf kommunaler Ebene erfolgen.
  • Das Potenzial älterer Menschen sollte häufiger angesprochen werden, um diese für die Familienzeit zu gewinnen.
  • Familienunterstützende Dienstleistungen können Familien entlasten und dazu beitragen, dass sie ihren Alltag besser organisieren können. Damit diese Dienstleistungen in Deutschland mehr genutzt werden, müssen sowohl Informations- als auch Kostenfragen gelöst werden. Ein neuartiges kommunales Engagement, das den Aufbau und die Förderung sowie neue Zugänge zu Dienstleistungen umfasst, kann Perspektiven für Familien schaffen. Bestehende Infrastruktureinrichtungen, wie zum Beispiel Mehrgenerationenhäuser oder Kitas könnten als Drehscheiben oder Vermittlungszentren mit neuartigen Funktionen als Dienstleistungszentren genutzt werden.
  • Der Bundesfreiwilligendienst ist in stärkerem Maße als Instrument zur Förderung des zivilgesellschaftlichen Engagements älterer Menschen zu nutzen. Der Bundesfreiwilligendienst sollte als Option für zum Engagement bereite ältere Menschen offensiv propagiert und die Suche nach geeigneten Möglichkeiten für ältere Menschen erleichtert werden – zum Beispiel auch in Form einer „Platzbörse“ für Senioren.

Die Bundesregierung erarbeitet nun eine Stellungnahme zum Bericht der Sachverständigenkommission. Der Familienbericht wird dem Bundestag Anfang des kommenden Jahres vorgelegt. (red)

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