Hamburg: Streit um angeblich geplantes Schulranking

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HAMBURG. Eine vorsichtig formulierte Forderung nach mehr Transparenz von Schulqualität hat in Hamburg zu einer heftigen Debatte um Schulrankings geführt.

„Wenn wir die Schulqualität verbessern wollen, dann müssen wir das, was es an Ergebnissen in diesem Bereich gibt, für alle nutzbar machen. Für Eltern können die Berichte eine Hilfe bei der Wahl der richtigen Schule für ihr Kind sein“, erklärte der Hamburger SPD-Parlamentarier Lars Holster der „Welt“ zufolge. „Eine Veröffentlichung im Internet kann neben der Präsentation der Ergebnisse in den Schulen dazu eine sinnvolle Ergänzung darstellen“, so zitiert die Zeitung den Schulpolitiker. Beschlossen sei dazu noch nichts, heißt es in dem Bericht. Trotzdem ist die Aufregung groß: Als „Umfaller, denen Chancengleichheit bei der Schulbildung vollkommen egal ist“ kritisiert der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Hamburg, Klaus Bullan, die SPD der Hansestadt, die seit der jüngsten Wahl im Februar mit absoluter Mehrheit regiert.

„Weg frei für den Öffentlichen Pranger“

Bullan: „Als Hamburg die Schulinspektion einführte, war vielen schon klar, dass der Senat damit den ersten Schritt hin zum öffentlichen Ranking macht. Wir und viele andere haben stets vor den Gefahren gewarnt. Die SPD-Fraktion macht den Weg frei für den öffentlichen Pranger, an dem all‘ die Schulen stehen werden, die vergleichsweise schlecht abschneiden.“ Ein Blick nach Großbritannien zeige, welche katastrophale Folgen eine solche Praxis des „blaming and shaming“ für viele Schulen habe. „Diese Entwicklung droht nun auch in Hamburg“, meint der GEW-Chef. Es sei absehbar, dass vor allem die bildungsnahen Schichten das Ranking für ihre Schulwahl nutzten und damit die soziale Spaltung der Schullandschaft weiter vorantreiben würden.

Die Handelskammer unterstützt laut „Hamburger Abendblatt“ den Vorstoß. „Das schafft einen Anreiz zur stetigen Verbesserung besonders in den Schulen, wo es notwendig ist“, sagte Kammer-Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz dem Bericht zufolge. Die SPD habe den Mut, der früheren Regierungsparteien offensichtlich fehlte.

In Berlin ist man schon einen Schritt weiter: Hier steht die Veröffentlichung der Schulinspektionsberichte offenbar kurz bevor. (nin)

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