Im Landkreis Main-Spessart lernt sich’s bundesweit am besten

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GÜTERSLOH. Eine neue Bildungsstudie offenbart große Unterschiede innerhalb Deutschlands. Im “Deutschen Lernatlas 2011″ der Bertelsmann-Stiftung schneidet der Süden durchweg deutlich besser ab als der Norden.

Hier ist die Welt offenbar noch in Ordnung: Retzbach im Landkreis Main-Spessart, der bundesweit die beste Bildung bietet.
Hier ist die Welt offenbar noch in Ordnung: Retzbach im Landkreis Main-Spessart, der bundesweit die beste Bildung bietet. Foto: Ulrich AAB / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Kreise und kreisfreie Städte in Bayern und Baden-Württemberg bieten bundesweit die besten Lernbedingungen. Dahinter folgen etwa gleichauf Regionen in Sachsen, Rheinland-Pfalz und Hessen. Mecklenburg-Vorpommern ist Schlusslicht der Flächenstaaten. Bei den Stadtstaaten liegt Hamburg vor Berlin und Bremen. Das sind Ergebnisse des „Deutschen Lernatlas 2011“, mit dem die Bertelsmann-Stiftung für mehr Transparenz in der Bildung sorgen will – und zwar bis hinunter auf die kommunale Ebene. Den besten Gesamtwert erzielt der bayerische Landkreis Main-Spessart, den schlechtesten die Stadt Wismar (Mecklenburg-Vorpommern).

Für das Ranking wurden für jede kreisfreie Stadt und jeden Kreis in Deutschland mehr als 300 Kennzahlen in den Bereichen „Schulisches Lernen“, „Berufliches Lernen“, „Soziales Lernen“ und „Persönliches Lernen“ erhoben  –  von der Zahl der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss über die Teilnahme an beruflicher Weiterbildung, dem bürgerschaftlichen Engagement bis hin zur Zahl der Museumsbesucher in der jeweiligen Region. Aus den sich ergebenden Punktwerten und einer Gewichtung, die etwa der schulischen Bildung einen besonderen Stellenwert einräumt, wurde ein Index gebildet, aus dem sich, aufgeteilt nach Art der Kommunen, Ranglisten ergeben.

Und die sehen so aus:

  • Die schlechtesten Landkreise und kreisfreien Städte in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen bieten bessere Lernbedingungen als die besten Regionen in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern.
  • Unter den größten Städten Deutschlands bietet München die besten Lernbedingungen (vor Dresden und Stuttgart), bei den mittleren und kleineren kreisfreien Städten liegen Erlangen und Bamberg vorn. Unter den ländlichen Regionstypen schneiden die Kreise Würzburg, Main-Spessart und Miesbach am besten ab.
  • 20 Jahre nach der deutschen Einheit zeigt sich bei den Lernbedingungen in Deutschland weniger ein Unterschied zwischen Ost und West, sondern vielmehr ein deutliches Süd-Nord-Gefälle: „Deutschlands Lernhauptstädte und beste Lernregionen liegen vor allem in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen“, heißt es in dem Bericht.
  • Beim „Schulischen Lernen“ schneidet beispielsweise auch Thüringen sehr gut ab. Nachholbedarf besteht im Osten allerdings beim „Sozialen Lernen“, denn viele Regionen in den neuen Bundesländern hinken beim sozialen Engagement hinterher.
  • Eine weitere Erkenntnis: Auf dem Land sind die Lernumfelder oft besser als in den Städten. Außer beim „Persönlichen Lernen“ erzielen ländlich geprägte Kreise im Durchschnitt deutlich bessere Ergebnisse als die deutschen Großstädte. Dass gute Lernumfelder nicht unbedingt von der ökonomischen Lage einer Region abhängen, zeigen die Überraschungssieger: Städte wie Dresden, Jena, Kaufbeuren und Rosenheim, aber auch die Landkreise Trier-Saarburg oder Amberg-Sulzbach. Sie gehören trotz ungünstigerer wirtschaftlicher Rahmenbedingungen zu den überdurchschnittlichen Lernregionen.
  • Das Bundesländer-Ranking deckt sich in etwa mit den PISA-Ergebnissen: 1. Bayern, 2. Baden-Württemberg, 3. Sachsen, 4. Rheinland-Pfalz, 5. Hessen, 6. Saarland, 7. Thüringen, 8. Schleswig-Holstein, 9. Niedersachsen, 10. Nordrhein-Westfalen, 11. Hamburg, 12. Sachsen-Anhalt, 13. Berlin, 14. Brandenburg, 15. Mecklenburg-Vorpommern, 16. Bremen.

Als „Bestätigung und Ansporn für unsere Bildungspolitik zugleich“ wertete Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) die Platzierung Bayerns auf Rang eins. „Die große Leistungsfähigkeit des differenzierten Schulwesen mit seiner hohen Durchlässigkeit wurde durch die Studie  bestätigt“, meinte er. Auch Baden-Württembergs Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD) freute sich öffentlich über „die guten Leistungen der Schulen“ ihres Landes. Sie sieht diese aber im großen Engagement der Lehrerschaft begründet, nicht in der Leistungskraft des gegliederten Schulsystems. Im Gegenteil: Die Studie mache auch deutlich, dass die individuelle Förderung verbessert werden müsse – und dafür sei die Einführung der Gemeinschaftsschule geboten.

Alle Ergebnisse  für die 412 deutschen Kreise und kreisfreien Städte können online auf der Website Deutscher Lernatlas abgerufen werden.


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