Emotionale Bilder lenken ab

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LEIPZIG. Bilder oder Ereignisse, die Gefühle zeigen, werden vom Gehirn immer wahrgenommen – egal, was man zum entsprechenden Zeitpunkt gerade tut. Das fanden Wissenschaftler der Universität Leipzig jetzt heraus. 

BU: Bilder, die Gefühle zeigen, lenken uns in jeder Situation ab. (Foto: Vavau/Flickr CC BY 2.0)
BU: Bilder, die Gefühle zeigen, lenken in jeder Situation ab. (Foto: Vavau/Flickr CC BY 2.0)

Die Wissenschaftler konnten mit Hilfe von Gehirnstrommessungen (EEG) zeigen, dass selbst eine sehr kurze Präsentation von emotionalen Bildern die Aufmerksamkeit von einer Aufgabe, die die Probanden im Experiment lösen mussten, ablenkt. Die Folge waren deutliche Leistungseinbrüche bei der Lösung dieser Aufgabe. „Dieser Leistungseinbruch dauert bis zu einer Sekunde nach Darbietung eines emotionalen Stimulus, was unter gewissen Umständen – wie etwa beim Autofahren – eine gefährliche lange Zeit ist“, sagte der Leiter der Studie Professor Matthias Müller. Wurden den Probanden neutrale Bilder gezeigt, sei dieser Effekt der Ablenkung nicht eingetreten.

Die Ergebnisse liefern eine Antwort auf eine seit Jahren in den Neurowissenschaften kontrovers diskutierte Frage, ob emotionale Stimuli in der Umwelt automatisch wahrgenommen werden oder dies nur unter ganz bestimmten Umständen der Fall ist. Als besonders spektakulär bezeichnen die Wissenschaftler die neue Erkenntnis, dass die Ablenkung von der zu lösenden Aufgabe eigentlich erst dann erfolgt, wenn das emotionale Bild nicht mehr zu sehen ist. Dies konnte bisher so noch nie nachgewiesen werden.

Die Versuche zeigten außerdem, dass ein einmal angestoßener Vorgang, den Inhalt eines Bildes zu analysieren, nicht mehr unterbrochen werden kann. Die Verschiebung von Aufmerksamkeitsressourcen hin zum emotionalen Stimulus und wieder zurück zur eigentlichen Aufgabe ist ein relativ langsamer Vorgang, der bis zu einer Sekunde nach Darbietung des emotionalen Bildes dauern kann. In der Praxis bedeute das, dass ein Werbeplakat am Straßenrand mit einem emotionalen Bild wahrscheinlich dazu führe, dass die Aufmerksamkeit vom Verkehr hin zu dem Plakat verschoben wird. „Damit steigt das Risiko, genau in dieser Zeit entweder einen Fahrfehler zu machen oder nicht zu merken, wenn der Vordermann bremst“, sagt Studienleiter Müller. (nin)

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