Sachsen-Anhalt will Sitzenbleiben abschaffen

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MAGDEBURG. Das Kultusministerium in Sachsen-Anhalt will das Sitzenbleiben in der neuen Schulform Gemeinschaftsschule abschaffen. Es hat ein erstes Konzept zur Einführung der, in Sachsen-Anhalt umstrittenen, Schulform erarbeitet. Das berichtet die „Mitteldeutsche Zeitung“.

Klassenwiederholungen seien möglich, aber nur in Ausnahmefällen vorzusehen, zitiert das Blatt aus dem Konzeptionspapier des Ministeriums. Darüber hinaus soll es „produktives Lernen“ geben: Ab der siebten Klasse sollen die Schüler auf Antrag drei Tage die Woche außerhalb der Schule lernen können, beispielsweise in Betrieben oder Berufsschulen. Dies habe es bisher nur in Form eines Projektes für Schulverweigerer gegeben.

Laut der „Mitteldeutschen Zeitung“ werden auch die Mindestanforderungen an die Oberstufe diskutiert. Während Gymnasien die Oberstufen-Jahrgänge derzeit nur zweizügig, also mit mindestens jeweils 50 Schülern, bilden können, sollen zukünftig auch einzügige elfte und zwölfte Klassen möglich sein. Dem Konzept des Kultusministeriums zufolge soll die Gemeinschaftsschule mehr Schülern zu einem höheren Abschluss verhelfen, und optional auch als Grundschule fungieren und damit die Klassen eins bis vier umfassen. Daran schließe sich mit den Jahrgangstufen fünf bis acht eine „Basisstufe“ an, gefolgt von einer „Profilstufe“ (Klassen neun und zehn) und abschließend eine gymnasiale Oberstufe. Die individuelle Förderung aller Schüler sei durchgehendes Prinzip der Gemeinschaftsschule, heißt es in dem Papier. Nach Angaben des Kultusministers Stephan Dorgerloh (SPD) stellt das Konzept „eine erste ministeriumsinterne Arbeitsgrundlage“ dar, es handele sich noch nicht um ein abschließendes Konzept.

Der Philologenverband kritisierte das Konzept gegenüber der „Mitteldeutschen Zeitung“. Der Landesvorsitzende Jürgen Mannke sagte, dass er es nicht für sinnvoll halte, das Sitzenbleiben abzuschaffen. Denn damit würde den jungen Leuten die Zukunft verbaut. Der Effekt sei, dass Schüler versetzt werden, obwohl sie das Klassenziel nicht erreicht hätten. Am Ende bekämen sie zwar einen Abschluss, aber hätten dann nicht die Voraussetzungen für eine Ausbildung, so der Verbands-Chef. Mit solchen Fachkräften könne die Wirtschaft nichts anfangen. Mannke betonte, dass Bremen und Hamburg bereits solche Regelungen hätten und die Stadtstaaten bei den Pisa-Tests immer auf den hinteren Plätzen landeten. Als problematisch beurteilt er außerdem, dass die Gemeinschaftsschulen im Unterschied zu Gymnasien Oberstufen-Jahrgänge mit nur 25 Schülern bilden dürften. Damit könnten aber nicht alle Wahlfächer, wie beispielsweise Spanisch oder Psychologie, angeboten werden. Dies sei für  junge Leute aber wichtig als Vorbereitung auf ihr jeweiliges Studium, sagte Mannke der „Mitteldeutschen Zeitung“. (kö)

 

 

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