Deutsche Titelhuberei

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Ein Kommentar von NINA BRAUN

Die Bildungsjournalistin Nina Braun. Foto: www.bildungsjournalisten.de
Die Bildungsjournalistin Nina Braun. Foto: www.bildungsjournalisten.de

Das Problem ist vertagt – aber keineswegs gelöst. Der Streit darüber, ob Berufsausbildung und Abitur als gleichwertig zu betrachten sind (was im Prinzip jeder bejaht, im Konkreten von vielen dann aber doch verneint wird), kommt in die Wiedervorlage-Mappe. Die Politiker und Wirtschaftsvertreter haben sich also um einen Kompromiss herumgedrückt.

In der Tat: Werden Berufsabschlüsse und das Abitur auf ein und derselben Wertestufe verortet, droht eine Abwertung der deutschen Hochschulreife im internationalen Vergleich. Werden dagegen die Berufsabschlüsse in der Regel unterhalb des Abiturs geführt, dann bekommen das die Absolventen auf dem europäischen Arbeitsmarkt zu spüren. In der Abwägung wird allerdings schnell deutlich, was schwerer wiegt: Das Abitur ist ohnehin international anerkannt; das Pochen auf Höherwertigkeit ist lediglich eine besondere Form der in Deutschland so verbreiteten Titelhuberei. Die Berufsausbildung in Deutschland, deren Qualität sich nicht zuletzt in der Wirtschaftskraft der Exportnation Deutschland ausdrückt, bedarf hingegen tatsächlich einer Aufwertung, wie die alljährlich von der OECD entfachte Debatte um die Akademikerquote in Deutschland zeigt.

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Was in Deutschland im Dualen System erledigt wird, ist andernorts eine universitäre Ausbildung. Diese Botschaft sollte Deutschland selbstbewusst nach außen tragen.

Zum Bericht: „Streit um Wert von Abitur und Ausbildung ist beigelegt – vorerst“

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