Didacta-Verband fordert mehr Gerechtigkeit in der Bildung

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HANNOVER. Der Präsident des Didacta-Verbands der Bildungswirtschaft, Professor Wassilios E. Fthenakis fordert anläßlich der Didacta-Messe die Politik auf, ihre Reformen zu reflektieren und zielgerichtet vorzugehen.

Ziel müsse sein, jede Gemeinde auch außerhalb von Kita und Schulen zu einem großen Bildungsort werden zu lassen. Bildungsprozesse sollten radikal umgebaut werden. Sie sollten Institutionen übergreifend gestaltet werden und aufeinander aufbauen. In Deutschland sorgten verschiedene Philosophien auf den einzelnen Bildungsstufen immer noch für individuelle und soziale Ungerechtigkeit. Ein Beispiel: In den Kitas seien die Kinder aktiv, die Fachkräfte hingegen eher passiv. In der Grundschule kehrten sich diese Rollen komplett um. So gingen Bildungseffekte verloren und das System benachteilige die Gruppen, die Hilfe am nötigsten haben. Das müsse, neben der Reform des Bildungssystems und der Stärkung elterlicher Kompetenz, die dritte Säule des (erweiterten) Bildungssystems werden.

Fokus auf Stärken: Menschliche Schwächen sind veränderungsresistent

Inhaltlich sollten sich Pädagogen darauf konzentrieren, statt an den Schwächen der Kinder an deren Stärken zu arbeiten. Bisher seien die Bildungseinrichtungen primär daran interessiert, die Schwächen der Kinder zu kurieren. Dabei habe die Familienforschung eindrucksvoll bewiesen, dass menschliche Schwächen eine bemerkenswerte Veränderungsresistenz aufweisen. Systeme, die auf Schwächen setzen, trügen aber zur eigenen Ineffizienz bei.

Foto: Deutsche Messe
Professor Wassilios E. Fthenakis: "Es gibt keine Reform zum Nulltarif" (Foto: Deutsche Messe)

Alle pädagogischen Fachkräfte auf hohem Niveau qualifizieren und untersützen

Die Pädagogen selber sollten alle gleichermaßen auf hohen Niveau qualifiziert werden, denn mit der Qualität deren Arbeit stehe und falle der Erfolg der Institutionen. So müssten beispielsweise Erzieherinnen heute nicht nur über fundierte wissenschaftliche Kenntnisse verfügen, sie sind auch gehalten, Bildungsprozesse so zu organisieren, dass kindliche Kompetenzen gestärkt werden.

Eindeutig Position bezieht Fthenakis gegenüber den sogenannten Bildungsgipfeln von Kanzlerin Angela Merkel. Sie seien weitesgehend erfolglos, Deutschland gebe immer noch ein Prozent weniger für Bildung aus als der OECD-Durchschnitt.  Das Ziel, bis 2015 sieben Prozent des BIP in Bildung zu investieren, liege in weiter Ferne. Gerade der Elementar- und der Primarbereich blieben unterfinanziert, obwohl sie das Fundament für kindliche Bildungsbiografien bildeten. Das habe Auswirkungen auf die tägliche Arbeit der Erzieherinnen, Lehrern, Ausbildern und Trainern. Auch hier sei Qualität entscheidend. Leider entspreche diese längst nicht überall dem Standard, den die Aussteller der didacta präsentierten. Deshalb sei  eine große Anschaffungswelle nötig, um die Lernumgebungen auf allen Bildungsstufen zu verbessern. (nin) (18.2.2012)

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