Wenn Mama und Papa Junkies sind … – Hilfe für Kinder

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KÖLN. Kinder drogen- oder alkoholabhängiger Eltern sind ebenfalls suchtgefährdet. Ein neues Präventionsprogramm, das nun wissenschaftlich evaluiert wurde, soll den Schülerinnen und Schülern im Alltag helfen.
Die psychische Belastung von Kindern Drogenabhänger ist groß: Spritzbesteck eines Süchtigen. Foto: CrashTestAddict Flickr (CC-BY-2.0)
Die psychische Belastung von Kindern Drogenabhänger ist groß: Spritzbesteck eines Süchtigen. Foto: CrashTestAddict Flickr (CC-BY-2.0)
Was kann ich tun, wenn meine Eltern süchtig sind? Wie wirken Drogen eigentlich? Was kann ich machen, damit ich nicht auch süchtig werde? „Trampolin“ heißt das Gruppenangebot, das Kindern helfen soll, deren Eltern missbräuchlich Alkohol trinken, Drogen nehmen oder medikamentenabhängig sind. Da diese Kinder ein erhöhtes Risiko haben, ebenfalls eine psychische oder substanzbezogene Störung zu entwickeln, soll das Präventionsprogramm helfen, ihre Handlungs- und Bewältigungskompetenzen zu stärken und ihre psychische Belastung zu reduzieren.

Entwickelt haben das Angebot Wissenschaftler vom Deutschen Institut für Sucht- und Präventionsforschung (DISuP), der Katholischen Hochschule NRW und vom Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

2,7 Millionen betroffene Kinder und Jugendliche

In Deutschland leben rund 2,65 Millionen Kinder und Jugendliche mit Eltern zusammen, von denen einer alkoholabhängig ist; etwa 50.000 Kinder haben ein Elternteil, das Drogen nimmt. „Kinder erleben in diesen Familien häufig Gewalt und Vernachlässigung und haben Schamgefühle“, sagt Prof. Michael Klein vom DISuP. „Sie sind dann häufig besonders gefährdet, im Jugendalter eigene Suchtprobleme zu entwickeln.“ Bei „Trampolin“ lernen die Kinder, wie sie mit schwierigen Situationen in der Familie umgehen können, wo sie Hilfe finden, wie Alkohol und Drogen wirken und vieles mehr. Im Vergleich zu herkömmlichen Gruppenpräventionsangeboten für diese Zielgruppe ist „Trampolin“ eine Kurzzeitintervention, die zudem modularisiert ist. Für die Kinder gibt es neun Module, für die Eltern zwei Module. In den Modulen lernen die Kinder zum Beispiel, wie sie ihr Selbstbewusstsein fördern, wie sie angemessen mit Emotionen umgehen oder Probleme lösen können oder sie erlenen Strategien, wie sie sich in ihrer Familie verhalten können und wie und wo sie Hilfe erhalten.

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In den vergangenen zwei Jahren haben 27 Beratungsstellen in ganz Deutschland das Angebot erprobt. Unter der Leitung von Klein und von Prof. Rainer Thomasius vom Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kinder- und Jugendalters wurde das Angebot wissenschaftlich begleitet und ausgewertet. Finanziell gefördert hat das Forschungsprojekt das Bundesgesundheitsministerium.Dafür haben die Wissenschaftlermit den teilnehmenden Kindern und Eltern Interviews geführt und Fragebögen ausfüllen lassen – vor, während und nach Abschluss des Angebots. Verglichen werden die Ergebnisse mit einer Kontrollgruppe, die nicht an „Trampolin“ teilgenommen hat und stattdessen ein nicht-suchtspezifisches, pädagogisches Angebot genutzt hat.

Auf der Abschlusskonferenz in Köln, zu der fast 70 Teilnehmer – überwiegend Mitarbeiter aus Beratungsstellen – kamen, diskutierten die Teilnehmer gemeinsam mit den Wissenschaftlern unter anderem, wie das Angebot weiter verbessert werden kann. Zum Beispiel durch die Zusammenarbeit mit Jugendämtern oder Kinderschutzeinrichtungen oder durch Finanzierungshilfen von Krankenkassen oder Stiftungen. Ziel ist es nun, dass die teilnehmenden Einrichtungen das Programm „Trampolin“ weiterführen und dass weitere Einrichtungen sich anschließen. (19.3.2012)

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