Burschenschaften rechnen mit kontroverser Neonazi-Debatte

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EISENACH. Der Deutschen Burschenschaft steht angesichts der Diskussionen um rechtsextreme Tendenzen auf ihrem Treffen in Eisenach eine Zerreißprobe bevor.

Die Debatten über «unschöne» interne Themen lähmten die Verbandsarbeit zunehmend, sagte Vorstandsmitglied Michael Schmidt am Donnerstag. Er rechne mit einer kontroversen und emotionalen Debatte. Eine Ende 2011 gegründete Initiative «Burschenschafter gegen Neonazis» wirft dem Dachverband vor, Rechtsextremen ein Podium zu geben. Sie fordert die Auflösung des 116 Mitgliedervereinigungen zählenden Verbandes, sollte dieser nicht reformiert werden. Zum Burschenschaftstreffen in Eisenach werden bis Sonntag bis zu 700 Teilnehmer erwartet.

Wandmalerei der Heidelberger Burschenschaft von 1901: Damals hatten die Studentenverbindungen noch kein Rechtsradikalenproblem. (Foto: Stefan Kühn/Wikipedia CC BY-SA 3.0)
Wandmalerei der Heidelberger Burschenschaft von 1901: Damals hatten die Studentenverbindungen noch kein Rechtsradikalenproblem. (Foto: Stefan Kühn/Wikipedia CC BY-SA 3.0)

Die Initiative gegen Neonazis hatte angekündigt, das Thema als Eilantrag auf die Tagesordnung des Burschenschaftsparlaments zu bringen. In der Kritik steht die Deutsche Burschenschaft unter anderem, weil ein Vorstandsmitglied den von den Nationalsozialisten ermordeten Pfarrer und NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer als «Landesverräter» bezeichnet und dessen Hinrichtung verteidigt haben soll. Der Verband bezeichnet dies auf seiner Internetseite als private Meinung. Teilweise sind Burschenschafter wegen des Verdachts des Rechtsextremismus im Visier der Verfassungsschützer.

Schmidt sagte dazu, für nationalsozialistisches, extremistisches und unfreiheitliches Gedankengut sei in den studentischen Verbindungen kein Platz. Von dem Treffen erhoffe er sich Klärung. In den Vereinigungen der Deutschen Burschenschaft sind nach deren Angaben rund 10 000 Mitglieder organisiert. Das Treffen in Eisenach soll an das erste Wartburgfest erinnern, bei dem im Oktober 1817 rund 500 Studenten und Professoren die Überwindung der deutschen Kleinstaaterei gefordert hatten.

Gegen das Treffen war schon im Vorfeld Protest laut geworden. Ein «Bündnis gegen den Burschentag der Deutschen Burschenschaft» plant für Samstag eine Gegendemonstration in der Stadt. dpa

(31.5.2012)

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