Grüne: Arbeitslose zu Erziehern ausbilden – bundesweit 4000 Lehrer ohne Job

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BERLIN. Von August 2013 an haben Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für ihre Kleinkinder. Doch noch fehlen Hunderttausende Kita-Plätze und zigtausend Erzieher. Die Zeit drängt.

Grünen-Arbeitsmarktexpertin Brigitte Pothmer will verstärkt Arbeitslose zu Erziehern umschulen lassen, um dem drohenden Personalmangel in Kitas entgegenzuwirken. Von August 2013 an besteht für Eltern ein Rechtsanspruch auf einen Kindertagesstättenplatz für ihre Ein- und Zweijährigen. Pothmer nannte es in der «Neuen Presse» eine «niederschmetternde Bilanz», dass allein in Westdeutschland demnächst etwa 20.000 Erzieherinnen und Erzieher fehlen werden.

Pothmer warnte: «Damit droht der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für unter Dreijährige nicht nur wegen der unzureichenden Investitionen in den Kita-Ausbau, sondern auch aufgrund des Mangels an Erzieherinnen und Erziehern endgültig zu scheitern.» Unter Arbeitslosen gebe es indessen bundesweit großes Potenzial für den Erzieherberuf.

Das Bundesarbeitsministerium hatte auf eine Anfrage mitgeteilt, dass von 2008 bis 2011 bundesweit 2056 Personen eine entsprechend geförderte Weiterbildung begonnen hätten. Abgeschlossen hätten sie laut Förderstatistik der Bundesagentur für Arbeit 954 Personen.

Für eine Umschulung könnten besonders Lehrer in Frage kommen. In März gab es laut Bundesagentur gut 4.000 arbeitslose Lehrer mit einer Ausbildung für eine Lehrtätigkeit an allgemeinbildenden Schulen. Ihnen standen 767 offene Stellen gegenüber. Im Vergleichszeitraum 2011 waren etwas weniger Lehrer mit dieser Ausbildung arbeitslos – nämlich 3780 (freie Stellen 587). Hinzukamen im März 2012 noch rund 3.300 arbeitslose Berufsschullehrer, nach knapp 3.400 im März 2011. Die Zahl der offenen Stellen lag in beiden Monaten bei etwa 340.

Familienministerin Kristina Schröder (CDU) hatte angedeutet, dass die Länder weitere Unterstützung des Bundes bekommen könnten, wenn sie mit dem Ausbau von Kitas nicht wie geplant vorankämen. Sie nannte in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» als Ansatzpunkte für Hilfen des Bundes die Tagesmütter oder Betriebs-Kitas. Laut «Spiegel» könnte der Bund unter anderem Zinszahlungen für Kommunen übernehmen, die in den Krippenausbau investieren. Zudem könnten über die Arbeitsagentur Lohnkostenzuschüsse für die Anstellung von Tagesmüttern gezahlt werden.

Pothmers Vorschlag findet Zustimmung bei der Bildungsgewerkschaft GEW. Allerdings müsse genau geprüft werden, ob ein Arbeitsloser einen Bezug zu dem Job habe, sagte Ulrich Märtin von der GEW Hessen. «Sie dürfen nicht gedrängt werden.» Letztendlich sei der Erzieher-Mangel aber nur durch höhere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen zu beheben. Derzeit verdienten Erzieher monatlich brutto zwischen rund 2000 Euro und etwa 3000 Euro in der letzten Stufe – und das nach fünf Jahren Ausbildung. dpa
(1.5.2012)

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