Mecklenburg-Vorpommern: Streit um mangelnde Schulfinanzierung

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SCHWERIN. Die Kritik an der Situation in den Schulen Mecklenburg-Vorpommerns reißt nicht ab: Überlastete Lehrer, fehlende Förderung für benachteiligte Grundschüler. Nach Ansicht der Linken hat es die Landesregierung versäumt, mit dem neuen Etat den Hebel umzulegen.

Unmittelbar vor Abschluss der Etatberatungen im Landtag geht die Linke mit der Bildungspolitik der Regierungsparteien SPD und CDU hart ins Gericht. «Dem Land fließen Steuereinnahmen zu wie nie zuvor. Und doch weigert sich die Koalition, die größten Löcher an den Schulen des Landes zu stopfen», beklagte die Abgeordnete Simone Oldenburg. So sei der Vorschlag ihrer Fraktion, den Lehrern an Grundschulen mehr Stunden zur dringend nötigen Förderung benachteiligter Kinder zu gewähren, trotz des auch von SPD- und CDU-Fachpolitikern erkannten Bedarfs abgelehnt worden. «Das kann man schon als unterlassene Hilfeleistung bezeichnen», meinte die Linke-Bildungsexpertin.

Statt – wie geplant – noch mehr Geld in die Rücklagen des Landes zu stecken, gelte es nach vorn gerichtet in die Bildung zu investieren. Doch dazu sei die Landesregierung offenbar nicht bereit, beklagte Oldenburg und verwies auf die Ablehnung des von ihrer Fraktion vorgeschlagenen Zukunftsfonds Bildung in Höhe von 50 Millionen Euro.

Nach Einschätzung Oldenburgs sind die meisten der gut 300 Grundschulen im Land derzeit nicht in der Lage, die Integration früher in Förderschulen unterrichteter Kinder fachgerecht und erfolgreich zu bewältigen. Dieses, wie Oldenburg betont, richtige und sinnvolle Prinzip der Inklusion sei den Schulen übergestülpt worden, ohne dass die nötigen Mittel dafür bereitgestellt und die Lehrer ausreichend vorbereitet wurden.

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«Wir wollten in einem ersten Schritt 0,1 Stunden je Schüler drauf packen. Das wären bei einer mittleren Grundschule mit 200 Schülern ganze 20 Stunden pro Woche an zusätzlichem Förderunterricht. Aber selbst die für 2012 und 2103 dafür benötigten 11 Millionen Euro wollten SPD und CDU nicht bereitstellen», beklagte Oldenburg. Ihren Angaben zufolge benötigen etwa zehn Prozent der Schüler gesonderte Hilfe, um den Lernstoff zu bewältigen. «Wenn ich den Kindern diese individuelle Unterstützung aber versage, bleibt der Lernerfolg in den weiterführenden Klassen erst recht aus.»

Kritisch äußerte sich Oldenburg auch zur Situation der Lehrer. Es sei nicht nur ungerecht, dass Pädagogen im Land in unterschiedlichen Entgeltstufen eingruppiert seien. Auch die deutlich schlechtere Bezahlung im Vergleich zu anderen Bundesländern wirke demotivierend und hindere junge Lehrer, sich in Mecklenburg-Vorpommern zu bewerben. «Wenn ich weiß, dass ich in Lübeck 800 Euro mehr bekomme, warum sollte ich mich dann hier bewerben», fragte die Abgeordnete.

Das Land habe für das neue Schuljahr ab August 233 Stellen ausgeschrieben. Die Bewerberzahlen der Vergangenheit ließen darauf schließen, dass längst nicht alle besetzt werden können. Die Situation drohe sich dramatisch zuzuspitzen, da in den kommenden Jahren viele der derzeit 10.600 Lehrer in den Ruhestand gingen. «Da hilft auch das Starterpaket von einmalig 2.500 Euro nichts. Das hat ein junger Lehrer, der in den Westen geht, in zwei, drei Monaten mit dem höheren Gehalt drin». dpa

(17.5.2012)

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