Roman Herzog: „Bildungsreformen sind Spielereien für Lehrer“

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DÜSSELDORF. Der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog hält die Bildungsreformen, die seit dem Pisa-Schock durchgeführt wurden, vor allem für „Organisationsspielereien“, die im Interesse der Lehrer veranstaltet wurden. Das sagte Herzog dem Magazin „Focus“.

Hält die Reformen seit PISA für "Spielereien für Lehrer": Ex-Bundespräsident Roman Herzog; Foto: Zeitblom / Wikimedia Commons
Hält die Reformen seit PISA für "Spielereien für Lehrer": Ex-Bundespräsident Roman Herzog; Foto: Zeitblom / Wikimedia Commons

Herzog gab zu, etwas zu übertreiben, aber seiner Meinung nach wollte der Volksschullehrer lieber Gymnasiallehrer spielen, der Gymnasiallehrer lieber Universitätsprofessor und der Universitätsprofessor lieber Nobelpreisträger. Er, Herzog, sei der Überzeugung, dass nicht die Organisation des Schulwesens vorrangig entscheidend sei, sondern das, was gelehrt werde, und zwar so, dass es den Schulabgänger in den Köpfen bleibe. Anderenfalls könne man sich „die ganze Veranstaltung sparen“, heißt es im „Focus“-Interview weiter.

Weniger Fachwissen, mehr Kernkompetenzen

Herzog spricht sich dafür aus, zu diskutieren, was ein Hauptschüler und was ein Gymnasiast wissen muss, wenn er seinen Abschluss hat. Er plädiert dafür, anstelle von auswendig gelerntem Fachwissen stärker auf einige Kernkompetenzen wie Lesen, Schreiben, Rechnen, ein Überblick über die Geschichte und Fremdsprachen zu achten. Darüber hinaus sei vor allem der Umgang mit dem Internet wichtig. Herzog sagte dem „Focus“, dass man den Kindern beibringen müsse, dass man sich mit dem Internet Wissen beschaffen kann, das die Schule nicht mehr vermittelt.

Im Hinblick auf die großen Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern erklärte Herzog, dass er nichts von gemeinsamen Lehrplänen oder Richtlinien der Kultusministerkonferenz halte. Seiner Meinung nach könnten gemeinschaftliche bundesweite Prüfungen hier wirksam gegensteuern. Dabei denke er nur an gemeinsame Prüfungen in einigen Kernfächern wie Deutsch, Mathematik, einer Fremdsprache, Kenntnissen in Biologie, Physik und Chemie. Das wären etwa fünfzig bis sechzig Prozent des Stoffes. Den Rest, so Herzog gegenüber dem „Focus“, könne man den Ländern und Schulen überlassen. Die könnten dann Kunst oder Geschichtskurse anbieten. Das brauche nicht bundeseinheitlich zu sein, weil man gar nicht wüsste, welche Form der Bildung man für die Zukunft braucht. (kö)

(15.5.012)

 

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