Schulleiter klagen: „Wir versinken im Dreck“ – Städte sparen beim Putzen

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SCHLESWIG. Immer wieder versuchen Städte, die Kosten für die Reinigung ihrer Schulen zu drücken. Im norddeutschen Schleswig platzte Schulleitern jetzt der Kragen. In einem gemeinsamen „Brandbrief“ wehren sich die Rektoren der Stadt gegen Personaleinsparungen im Reinigungsdienst. „Unsere Schulen verdrecken regelrecht“, sagen sie.

In Schleswig wurde das Reinigungspersonal halbiert. Foto: kevindean / Flickr (CC BY-NC-SA 2.0)
In Schleswig wurde das Reinigungspersonal mal eben halbiert. Foto: kevindean / Flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

Wie die „Schleswiger Nachrichten“ berichten, unterstützen alle neun Schulleiter der Stadt die Initiative. Die grundlegenden Sauberkeitsansprüche würden längst nicht mehr erreicht, heißt es in dem Schreiben an die Stadtverwaltung. Beklagt werde, dass das von der Stadt vorgegebene Leistungsverzeichnis, nach dem die städtischen Reinigungskräfte in den Schulgebäuden vorzugehen haben, „den Anforderungen des Schulalltags einfach nicht genügt“. Für eine große Schule mit 1.000 Schülern, 75 Lehrkräften und 40 Klassenräumen stünden nur noch fünfeinhalb Planstellen zur Verfügung – vor der Neuorganisation des Reinigungsdienstes Anfang 2011 seien es noch elf gewesen. „Das kann gar nicht funktionieren“, so meint ein von der Zeitung zitierter Schulleiter.

Die vom Bau- und Umweltamt umgesetzte Neuordnung des Reinigungssystems sei zudem wenig tauglich für den Schulalltag. Voraussetzung für die Reinigung eines Klassenraumes ist laut Bericht nämlich, dass von den Schülern grober Müll beseitigt und die Stühle hoch gestellt worden seien. Wenn dies nicht der Fall sei, könne die Reinigungskraft den Raum „links liegen“ lassen. Angesichts der Fluktuation von Schülergruppen in den Klassenräumen sei es jedoch nicht immer möglich, Verantwortliche für hinterlassenes Durcheinander zu finden. Die Folge:  Manche Räume blieben tagelang verdreckt.

Ein weiteres Problem: der Kreidestaub auf den Wandtafeln. „Da die regelmäßige Grundreinigung der Tafeln nicht mehr im sogenannten Leistungsverzeichnis steht, sind auch diese stark mit Staub überzogen – was nicht nur unangenehm ist, sondern auch für einen schnellen Materialverschleiß sorgt“, erklärt eine Schulleiterin.

Die Stadtverwaltung sieht allerdings bei sich keinen Handlungsbedarf – sondern bei den Schulen. Der Bauamtsleiter spricht laut „Schleswiger Nachrichten“ von einem möglichen „Erziehungsprozess“, um das Problem in den Griff zu bekommen.

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Neue „Reinigungsrichtlinie“ auch in Bremen

In Bremen wird aktuell an der Reinigung von Grundschulen gespart. Im vergangenen Dezember hat der Senat eine neue Reinigungsrichtlinie erlassen, wie der „Weser-Kurier“ berichtet. Werden Unterrichtsräume zurzeit noch fünfmal in der Woche geputzt, sollen die Reinigungskräfte künftig nur noch halb so oft anrücken. Die reduzierte Reinigungstätigkeit wird derzeit an sechs Grundschulen getestet.

Das Ergebnis des Tests steht für die Bildungsverwaltung offenbar schon fest. Die geplanten geringeren Intervalle in Grundschulen würden dort mit der Anpassung an die bestehende Reinigungshäufigkeit in weiterführenden Schulen begründet, heißt es in dem Bericht. Auch an weiterführenden Schulen würden Klassenräume nur zweieinhalb Mal die Woche gefeudelt. Eine Sprecherin begründete gegenüber der Zeitung die Änderung auch damit, dass Grundschulen „Puschenschulen“ seien: Die Schüler tauschten ihre Straßenschuhe vor Betreten der Räume mit Hausschuhen und trügen somit weniger Schmutz in die Schulen. Für sie sind die neuen Reinigungsintervalle deshalb „vertretbar“. NINA BRAUN

(19.5.2012)

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