GEW warnt vor sinkender Qualität der Kleinkinder-Betreuung

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BERLIN. Nach der Kritik des Bildungsberichts von Bund und Ländern am Betreuungsgeld warnen nun auch Gewerkschaften und Sozialverbände angesichts des Ausbaudrucks vor Qualitätsabbau. 

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat die Kultusminister aufgefordert, die Qualität der Kleinkinder-Betreuung nicht zu vernachlässigen. Unter dem Druck des kommenden Rechtsanspruches auf einen Kita-Platz und drohender Elternklagen dürfe der Ausbau der Kinderbetreuung nicht zu Lasten von Qualität-Standards in der frühkindlichen Bildung gehen, sagte GEW-Vorstandsmitglied Norbert Hocke. Es gehe hier schließlich um ein- und zweijährige Kinder. Das erfordere Engagement und Zuwendung von qualifizierten Mitarbeitern.

Die Kultusminister beraten bei ihrem Treffen in Berlin auch über Konsequenzen aus dem neuen Bildungsbericht von Bund und Ländern. Die Autoren – namhafte Wissenschaftler – warnen darin angesichts des stockenden Kita-Ausbau vor der Einführung des Betreuungsgeldes. Zugleich wird auf Mängel bei der Qualifikation des Betreuungspersonals hingewiesen.

Thüringens Bildungsminister Christoph Matschie (SPD) forderte eine nationale Bildungsstrategie zum Ausbau der frühkindlichen Bildung. Es reiche nicht aus, in einem Bildungsbericht nur die Probleme zu beschreiben. Matschie: „Wir brauchen dabei klare Prioritäten und keinen Betreuungsgeld-Irrweg, der das Zuhausebleiben von Eltern belohnt.“ Matschie forderte einen Kita-Gipfel zwischen Bund, Ländern und Kommunen.

Der Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) forderte die Bundesregierung bei einer Konferenz in Weimar auf, „das Schmierentheater um das Betreuungsgeld zu beenden und das Geld in den Ausbau der Kindertagesstätten zu stecken“. AWO-Chef Wolfgang Stadler warnte zugleich vor Billig- und Schnelllösungen, die zwangsläufig die Betreuungsqualität infrage stellten.

Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) verteidigte in der ARD das Betreuungsgeld. Zugleich kritisierte er, dass die für den Bildungsbericht beauftragten Wissenschaftler auch politische Aussagen gemacht hätten. Spaenle: „Das, so glaube ich, geht über den Auftrag ein Stück weit hinaus.“

Unterdessen geht der koalitionsinterne Streit um das Betreuungsgeld weiter. Nordrhein-Westfalens FDP-Chef Christian Lindner forderte in der „Passauer Neuen Presse“ die CSU auf, das Betreuungsgeld solange zurückzustellen, bis der Haushalt ausgeglichen ist. „Wir haben im Koalitionsvertrag den Finanzierungsvorbehalt für alle Vorhaben“, sagte Lindner. dpa

(21.06.2012)

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