Elf neue Elite-Universitäten – leiden Lehre und Fächervielfalt?

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BERLIN. Die Sieger der zweiten milliardenschweren Hochschul-Exzellenzinitiative von Bund und Ländern stehen fest – künftig gibt es elf Elite-Unis.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur dpa dürfen sich fünf neue Hochschulen mit dem Titel Elite-Universität schmücken: In den Kreis steigen die Humboldt-Universität Berlin, Bremen, Dresden, Köln und Tübingen auf. Ihren Titel behalten die beiden Münchener Universitäten, die FU Berlin, Konstanz, Heidelberg und die RWTH Aachen.

Die Kulturwissenschaften schnitten im Vergleich zu anderen Forschungsförderprgrammen recht gut ab, sagt Professor Marquardt. (Foto: Friedrich Petersdorff/Wikipedia CC BY 2.0)
Bei der Exzellenzinitiative ist auch die Humbold-Universität Berlin neu mit dabei. (Foto: Friedrich Petersdorff/Wikipedia CC BY 2.0)

Zu den Absteigern gehört überraschend die Universität Karlsruhe, die wegen ihrer viel gelobten Zusammenarbeit mit der außeruniversitären Forschung besonders im Blickfeld der Bildungspolitik steht. Auch Göttingen und Freiburg verlieren ihren bisherigen Elite-Status. Nicht durchsetzen mit ihrem Zukunftskonzept konnten sich die Universitäten Bochum und Mainz.

Bei der zweiten Exzellenzinitiative von Bund und Ländern geht es um die Vergabe von 2,7 Milliarden Euro Forschungsgelder, die die Universitäten bis 2017 zusätzlich erhalten. Davon trägt 75 Prozent der Bund, 225 Prozent zahlen die Länder.

Kritiker finden, dass Lehre und Fächervielfalt leiden

Die Exzellenzinitative steht immer wieder in der Kritik. Die Lehre würde unter dem Wettbewerb leiden, lautet eine Befürchtung. Grund: Der starke Fokus auf die Forschung verschlechtere die Studienbedingungen in dem anderen Bereich, der Lehre. Pauschal könne man das nicht schlussfolgern, teilte dazu das Centrum für Hochschulentwicklung am Donnerstag mit. Eine Auswertung der Studierendenurteile ihres Hochschulranking zeige „keine systematischen, allgemein gültigen Auswirkungen des Exzellenzstatus auf die Spitzenplatzierungen bei den Studienbedingungen.“

Nichtsdestotrotz wurde 2012 im Gegensatz zum vorherigen Durchgang das Kriterium „Lehre“ neu mit aufgenommen. Der Vorsitzende des Wissenschaftsrats Professor Wolfgang Marquardt erklärte das gegenüber dem „Tagesspiegel“ mit der langen Tradition der Einheit von Forschung und Lehre  in Deutschland. „Darum ist es nur konsequent, die forschungsbasierte Lehre mit in den Exzellenzwettbewerb aufzunehmen. Das gehört zu einer anspruchsvollen Forschungsuniversität.“ Gleichwohl bleibe die Exzellenzinitiative ein Programm der Forschungsförderung.

Ein weiterer Kritikpunkt lautet, dass die Fächervielfalt unter dem Wettbewerb leiden würde. Zurzeit kommen vier von den 27 jetzt ins Finale gelangten Clustern aus den Geistes- und Sozialwissenschaften, bei den bereits geförderten 37 Clustern sind es sechs. Marquardt findet das nicht weiter beachtenswert. Das sei eben ein Wettbewerb, sagte er dem „Tagesspiegel“. Außerdem seien die Kulturwissenschaften in der Exzellenzinitiative erfolgreicher gewesen als in den koordinierten Programmen der Deutschen Forschungs Gemeinschaft. Die Kulturwissenschaften stünden auch im internationalen Vergleich bei der Förderung gut da.

Ab 2017 gibt es keine Exzellenzinitative mehr

In fünf Jahren laufen die Mittel aus dem Exzellenzwettbewerb aus. Dann fehlen den beteiligten Universitäten Millionen Euro jährlich. Der Wissenschaftsrat arbeitet laut Marquardt an einer Fortsetzung des Wettbewerbs alllerdings unter der Bedingung, ihn weniger auf Spitzenforschung zu konzentriereren, sondern Lehre oder Anwendungsbezug stärker in den Fokus zu nehmen. Sollte es aber wider Erwarten nicht zu einer Verlängerung der Fördergelder kommen, sehe er durchaus die Gefahr, dass die Fächervielfalt an Unis reduziert werden könnte, sagte Marquardt dem „Tagesspiegel“. nin mit dpa

(15.6.2012)

 

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