Gewerkschaft: Beschäftigungssituation an Hochschulen verbessern

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ERFURT. Die Bildungsgewerkschaft GEW hat bessere Arbeitsbedingungen an den Hochschulen angemahnt. Von den rund 16 000 wissenschaftlichen Mitarbeitern an den Universitäten und Fachhochschulen in Thüringen seien mehr als 90 Prozent nur befristet eingestellt, monierte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Torsten Wolf. Oftmals hätten die Verträge sogar eine kürzere Laufzeit als die zu betreuenden Projekte.

Die Bundesregierung habe das Problem der Befristung mit ihrem Wissenschaftszeitvertragsgesetz 2007 noch verschärft. «Das Gesetz muss geändert werden», forderte Wolf. Die wissenschaftlichen Fachkräfte seien hoch qualifiziert, könnten aber nicht immer von ihrer Arbeit leben. Der Landesvorsitzende verwies zugleich auf die hohe Teilzeitbeschäftigung.

Habe das wissenschaftliche Personal an den neun Hochschulen im Land im Jahr 2002 im Durchschnitt fast über eine Vollzeitstelle verfügt, so sei es 2010 im Schnitt nur noch eine halbe Stelle gewesen. Dennoch arbeiteten viele darüber hinaus meist Vollzeit. «Diese Art von Beschäftigung macht krank», sagte Wolf mit Blick auf die hohe Zahl an Burnout-Fällen.

Die GEW kündigte Ende Juli eine Online-Befragung zu den Beschäftigungsbedingungen an den Hochschulen an. Die Ergebnisse sollen im Herbst vorgestellt werden. Die Linke-Landtagsfraktion will mit einer parlamentarischen Anfrage die Beschäftigungssituation näher beleuchten. Diese sei von großem Interesse, da sie über Erfolg von Lehre und Forschung entscheiden, hieß es. Die Arbeitsverhältnisse böten in der Regel kaum Möglichkeiten, eine wissenschaftliche Karriere zu planen.

Die Hochschulpolitikerin der Grünen, Astrid Rothe-Beinlich, nannte die Situation untragbar. Dem wissenschaftlichen Nachwuchs müssten mehr berufliche Perspektiven eröffnet werden. Die Landesregierung dürfe sich nicht aus ihrer Verantwortung stehlen. «Statt möglichst viel Personal für möglichst wenig Geld brauchen wir reguläre statt prekäre Arbeitsplätze.»

Das Kultusministerium verteidigte die Beschäftigungspraxis. Die Wissenschaft unterliege einem ständigen Umbruch und einem Wettbewerb um die besten Ideen. Dem müsse mit flexiblen Beschäftigungsverhältnissen Rechnung getragen werden, sagte Ministeriumssprecher Gerd Schwinger. Künftig sollen jedoch Wissenschaftler, die sich auf ihre Professur vorbereiten, besser gefördert werden. dpa
(6.6.2012)

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