Bundesagentur will 5000 Arbeitslose zu Erziehern umschulen

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BERLIN (Mit Leserkommentaren). Trotz Kritik hat sich die Bundesagentur für Arbeit als Zielmarke gesetzt, etwa 5.000 Langzeitarbeitslose zu Erziehern auszubilden. Rund 800.000 Arbeitslose erfüllen nach Einschätzung der Bundesagentur die schulischen Voraussetzungen. 

Lassen sich Arbeitslose problemlos zu Erzieherinnen umschulen? Foto: Thomas Pompernigg/Flickr (CC BY-SA 2.0)
Lassen sich Arbeitslose problemlos zu Erzieherinnen umschulen? Foto: Thomas Pompernigg/Flickr (CC BY-SA 2.0)

„Unter den Langzeitarbeitslosen haben wir etwa 800.000 Menschen, die zumindest die schulischen Voraussetzungen dafür erfüllen“, sagte das Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, Heinrich Alt, der „Rheinischen Post“. „Durch intensive Beratung können wir vielleicht rund 5000 Arbeitslose für den Beruf der Erzieherin oder des Erziehers gewinnen.“ Die Arbeitsagentur wolle nur jene Hartz-IV-Empfänger für den Erzieher-Job ausbilden, die das ausdrücklich selbst wünschen.

„Für einen solchen Beruf sollte man sich nicht nach Aktenlage entscheiden“, betonte Alt. Es sei sinnvoll, wenn die Interessenten erst einmal in einer Kita ein Praktikum machten, um herauszufinden, ob das der richtige Beruf für sie sei. „Die öffentliche Debatte über den Mangel an Kita-Personal hat bei uns schon zu erhöhter Nachfrage und zu erhöhtem Beratungsbedarf geführt“, sagte Alt der „Rheinischen Post“.

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Arbeitsministerium Ursula von der Leyen (CDU) hatte die Aktion Anfang Juni angekündigt, weil es in Kindergärten an Personal fehlt. Sie erntete damit Zustimmung, aber auch Ablehnung mit dem Argument, den Erwerbslosen mangele es an der nötigen Qualifikation. Die Arbeitsmarktexpertin der Grünen, Brigitte Pothmer, begrüßte das Vorhaben. „Für Arbeitslose ist das eine außerordentlich gute Perspektive. Es ist ein Hauptgewinn auf einen sicheren Arbeitsplatz“, so zitiert sie die „Rheinische Post“. Die Kräfte seien in den Kitas sehr willkommen. „Die Leute werden außerordentlich gern genommen, weil sie Lebenserfahrung haben. Sie sind ein Gewinn für die Einrichtungen“, sagte sie dem Blatt zufolge.

Für die pädagogisch anspruchsvolle Arbeit in den Kindertagesstätten würden gut ausgebildete Fachkräfte benötigt, erklärte hingegen die AWO-Vorstandsmitglied Brigitte Döcker. Der Erzieherberuf könne nicht mit einer „Schnellqualifizierung“ erlernt werden, warnte sie laut „Welt online“. Das grundsätzliche Problem des Erziehermangels könne auch der Vorschlag der Bundesagentur nicht lösen.

Vom 1. August 2013 an besteht in Deutschland für Eltern ein Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz. Dazu müssen nicht nur rund 750.000 Plätze geschaffen werden, es fehlt auch an geeignetem Betreuungspersonal. Schätzungen gehen von bis zu 25.000 aus. bibo/Mit Material von dpa

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sofawolf
11 Jahre zuvor

Wenn diese Leute sich dafür eignen, warum nicht! Wenn sie sich allerdings nicht dafür eignen und es nur machen (sollen), um nicht arbeitslos zu sein, dann richtet man damit u.U. mehr Schaden als Nutzen an.

lori
11 Jahre zuvor

Da ackert man 5 Jahre lang um Erzieherin zu werden (in NRW 2 Jahre Kinderpfleger + 3 Jahre Erzieher), bekommt zu hören, dass das sein muss um das Niveau zu steigern und dann letztendlich werden unqualifizierte Leute (und nein, allein die schulische Voraussetzung qualifiziert einen noch lange nicht für einen pädagogischen Beruf), die sich nicht mal freiwillig für diesen Berufszweig entschieden haben, ‚eingeschleust‘.

sofawolf
11 Jahre zuvor

Bei den Lehrern ist das ja ähnlich. Du hast normalerweise rund 5 Jahre studiert und dann rund 2 Jahre Referendariat gemacht. In Zeiten des Lehrermangels werden aber auch Leute an Schulen eingestellt, die weder die theoretische noch die praktische Ausbildung haben. Die finden wiederum ungerecht und sind mitunter regelrecht empört, dass sie für die gleiche Arbeit weniger Lohn bekommen und verweisen auf Leute, die die notwendige Ausbildung gemacht haben und trotzdem „schlechte Lehrer“ u/o. Pädagogen sind. Andererseits fragt man sich natürlich, wieso man 5 Jahre studieren und 2 Jahre „Praktikum“ machen muss, wenn es ohne doch auch geht.