„Entdeckung des Jahrhunderts“? Gottesteilchen fast nachgewiesen

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GENF. Physiker haben das jahrzehntelang gesuchte Higgs-Teilchen, auch Gottesteilchen genannt, wahrscheinlich gefunden. Die vorhandenen Daten zeigen mit sehr hoher Signifikanz ein Teilchen bei 125 GeV (Giga-Elektronenvolt), berichteten Forscher am Teilchenforschungszentrum Cern in Genf. Sie sind aber noch nicht hundertprozentig sicher, dass es sich um das Higgs-Teilchen handelt. «Wir benötigen mehr Daten», hieß es.

Simulation des hypothetischen Zerfalls eines Higgs-Teilchens in Teilchen-Jets am CMS/CERN. Illustration: Cern / Wikimedia Commons
Simulation des hypothetischen Zerfalls eines Higgs-Teilchens in Teilchen-Jets am CMS/CERN. Illustration: Cern / Wikimedia Commons

Die Daten zeigten klare Signale von einem neuen Teilchen im Signifikanzbereich von 5 Sigma. Das gilt als Grenze, damit eine Entdeckung wirklich anerkannt ist. «Die Ergebnisse sind vorläufig, aber das 5-Sigma-Signal im Bereich um 125 GeV, das wir sehen, ist drastisch», teilte das Cern mit. «Es ist schwer, nicht aufgeregt zu werden bei diesen Ergebnissen», sagte Cern-Forschungsdirektor Sergio Bertolucci.

«Was sich hier anbahnt, ist für mich bisher die Entdeckung des Jahrhunderts», schwärmte Prof. Joachim Mnich, Forschungsdirektor des Deutschen Elektronen-Synchrotrons Desy. «Am deutlichsten überzeugt mich, dass wir in den zwei unabhängigen Datensätzen aus dem letzten und aus diesem Jahr das gleiche Signal sehen, und das konsistent in beiden Experimenten, Atlas und CMS.»

«Mit dieser bedeutenden Beobachtung wird vielleicht die Tür in eine neue Welt der Teilchenphysik aufgestoßen», sagte Prof. Bernhard Spaan von der Technischen Universität Dortmund. Er ist Vorsitzender des deutschen Komitees für Elementarteilchenphysik.

Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) gratulierte den Wissenschaftlern in Genf zur Entdeckung eines neuen Teilchens. «Die Suche nach dem Higgs-Teilchen hat nun fast 50 Jahre gedauert, aber nun könnte die Entdeckung gelungen sein. Die Ausdauer und Neugier der Wissenschaftler wurde belohnt.»

Mit dem Higgs-Teilchen  könnten die Forscher erklären, warum Materieteilchen eine Masse besitzen. Der Theorie nach wird Masse durch das Higgsfeld erzeugt; so soll also überhaupt die Masse ins All gekommen sein – weshalb das Higgs-Teilchen auch Gottesteilchen genannt wird. «Man kann sich das vorstellen wie einen Sirup, durch den alle Teilchen fliegen. Durch die Wechselwirkung mit diesem Higgsfeld bekommen alle Teilchen Masse», sagt der Teilchentheoretiker Wilfried Buchmüller vom Deutschen Elektronen-Synchrotron (Desy) in Hamburg. dpa
(4.7.2012)

Zum Bericht: „Physiker blicken gespannt nach Genf: Existiert das Gottesteilchen?“

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