Ministerpräsident Kretschmann plädiert für mehr Mut in der Erziehung

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STUTTGART. Der ehemalige Lehrer und Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) wünscht sich von Eltern mehr Mut zu einer werteorientierten Erziehung.

«Vater und Mutter müssen ihren Kindern ermöglichen, die Welt zu verstehen, zu begreifen, zu deuten und ihnen Liebe, Glaube und Hoffnung vermitteln», sagte Kretschmann in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart. «Sonst würden wir aus unseren Kindern lauter Kaspar Hauser machen.»

Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist selber in der 11. Klasse sitzen geblieben. (Foto: BÜNDNIS 90/Die Grünen/Flickr CC BY 2.0)
Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist selber in der 11. Klasse sitzen geblieben. (Foto: BÜNDNIS 90/Die Grünen/Flickr CC BY 2.0)

Kretschmann, der dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken angehört, plädierte insbesondere für eine religiöse Erziehung. Wenn Kinder mit 14 religionsmündig seien, könnten sie sich auch von der Religion lösen. «Umgekehrt, wenn sie nicht gerade ein spätes Erweckungserlebnis haben, werden sie nicht mehr zur Religion finden.» Sein Credo heiße deshalb: «Eine freiheitliche Erziehung ja, aber keine bindungslose, weltanschauungslose und geistlose.»

„Die Welt ist kein Spaziergang im Streichelzoo“

Es gebe viele Eltern, die an ihren Erziehungskünsten zweifelten, sagte der frühere Gymnasiallehrer für Biologie, Chemie und Ethik. «Eltern, die nicht mehr wissen, wie sie ihre Kinder erziehen sollen, lesen dann diese „wunderbaren“ Zeitschriften, in denen jedes Jahr andere Erziehungsmethoden propagiert werden.» Das sei aber gefährlich: «Zum Schluss ist man statt von Kindern von Tyrannen umgeben, weil man sich und ihnen selbst das Leben schwer macht und sie gar nicht mehr erzieht.»

Die Unsicherheit mancher Eltern sehe man auch daran, dass sie sich fragen, ob sie den Kindern die Märchen der Gebrüder Grimm vorlesen dürfen, bei denen am Ende zum Beispiel die Hexe in den Ofen geschoben wird. «Natürlich soll man sie vorlesen», meinte der Vater von drei erwachsenen Kindern. Mädchen und Jungen müssten sich an der Welt, so wie sie ist, abarbeiten. «Die Welt ist nun mal kein Spaziergang auf dem Streichelzoo.»Henning Otte und Bernward Loheide/dpa

(24.7.2012)

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