Sorgentelefone: Schulprobleme drücken Kinder nicht vorrangig

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HALLE. Zeugnissorgen sind nicht das häufigste Problem von Kindern und Jugendlichen – jedenfalls nicht an den Kinder- und Jugendtelefonen in Halle, Magdeburg und Halberstadt.

Mit schlechten Zeugnissen haben aus Erfahrung der Kinder- und Jugendtelefone weniger die Schüler Probleme, sondern vielmehr die Eltern. «Das Problem ist nicht das Zeugnis, sondern dass die Eltern nicht damit umgehen können», sagte Michaela Fritsch als Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft der Kinder- und Jugendtelefone in Sachsen-Anhalt in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Schüler berichteten vielmehr im Laufe des Schuljahres über den großen Druck, der auf ihnen laste. Die drei Kinder- und Jugendtelefone in Halle, Magdeburg und Halberstadt nehmen jährlich rund 30 000 Anrufe entgegen.

Die meisten der Kinder und Jugendlichen, die bei der "Nummer gegen Kummer" anrufen, haben Probleme bei der Persönlichkeitsentwicklung. Foto: Matteo Bagnoli / Flickr (CC BY-SA 2.0)
Die meisten der Kinder und Jugendlichen, die bei der „Nummer gegen Kummer“ anrufen, haben Probleme bei der Persönlichkeitsentwicklung. Foto: Matteo Bagnoli / Flickr (CC BY-SA 2.0)

Nur gut jeder zehnte Anrufer bei der «Nummer gegen Kummer» hat Probleme mit der Schule oder der Ausbildung. Die Statistik zeige, dass das 12 Prozent der anrufenden Jungen und 10,5 der anrufenden Mädchen seien, sagte Fritsch. Der Anteil nehme zum Schuljahresende auch nicht zu. «Zwei, drei Wochen vorher stehen die Noten schon fest», sagte Fritsch. Die Kinder riefen meist vorher an, eine Zunahme der Anrufe sei um die Osterferien zu beobachten.

Die meisten Beratungen drehen sich um andere Sorgen: «Der Hauptschwerpunkt ist die Persönlichkeitsfindung. Die Fragen sind sehr ich-bezogen.» Es gehe um den ersten Freund, Probleme mit der Clique – alles in allem Probleme, die man nicht mit Freunden oder den Eltern bespreche – bis hin zum Körpergewicht, Essstörungen und Verboten der Eltern. Immer häufiger tauche auch das Thema Internet auf. Die Kinder und Jugendlichen hätten Fragen im Umgang mit Bekanntschaften, die sie in sozialen Netzwerken gemacht hätten, wie sie ihre Privatsphäre schützen könnten oder zum Mobbing.

Die meisten Anrufer seien zwischen 12 und 16 Jahren alt. Während früher überwiegend Mädchen angerufen hätten, sei inzwischen das Verhältnis ausgewogener und liege bei 60:40. «Die Gespräche dauern im Durchschnitt fünf Minuten. Die Kinder und Jugendlichen haben meist eine klare Frage», sagte Fritsch, die sich schon seit 15 Jahren um das Kinder- und Jugendtelefon in Halle kümmert. dpa

(15.7.2012)

 

 

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