In Bayern dringend gesucht: Häuser und Erzieherinnen für neue Krippen

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MÜNCHEN. Beim Ausbau der Kinderkrippen stehen Bayerns Städte vor zwei großen Problemen: fehlende Gebäude und fehlende Erzieher. Der Nürnberger Oberbürgermeister und bayerische Städtetagspräsident Ulrich Maly (SPD) sagte der Nachrichtenagentur dpa, dass es in historischen Städten wie Nürnberg in manchen Stadtvierteln inzwischen fast keine geeigneten Immobilien mehr gebe. Auch die Suche nach qualifiziertem Personal gestaltet sich nach Malys Angaben immer schwieriger.

«Wir haben drei Engpässe», sagte Maly. «Der eine Engpass ist das Geld. Das ist in Bayern jedoch nicht das herausragende Problem. Das Sozialministerium hat seine Mitfinanzierungsverpflichtung bislang anständig erfüllt. Da gibt es nichts zu kritisieren.»

Geld allein mache aber nicht glücklich. «Der zweite Engpass ist der Mangel an geeigneten Standorten. In alten Städten wie Nürnberg finden Sie in den Stadtteilen mit der höchsten Bevölkerungsdichte fast keine geeigneten Immobilien mehr. Sie können eine Kinderkrippe ja nicht im Souterrain eröffnen oder in einer Wohnung im dritten Stock, die Kinder brauchen auch Licht und Sonne und einen Garten.»        Der dritte Engpass sei der Mangel an geeignetem Personal. «Die Rekrutierung wird immer schwieriger.» Eine Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher dauere fünf Jahre. «Die Erzieherinnen, die wir nächstes Jahr brauchen, hätten eigentlich vor vier Jahren ihre Ausbildung anfangen müssen. Das Problem ist am größten in München, weil dort die Lebenshaltungskosten am teuersten sind und Erzieherinnen nicht sehr viel verdienen.»

Der Bedarf an neuen Plätzen sei in den Ballungsräumen sehr viel höher als die angepeilte Versorgungsquote von 35 Prozent. Die Bundesregierung will damit für jedes dritte Kleinkind bis drei Jahren einen Platz garantieren. «Der Bund hat einmal im Kreis herumgeschaut, wie die Versorgungsquote in den Nachbarländern ist und das dann auf Deutschland übertragen. Das ist ein Selbstbetrug. Wir gehen in den Ballungsräumen von einem Bedarf von 50 bis 60 Prozent aus.» Malys Prophezeiung: «Auch wenn wir die Quote von 35 Prozent schaffen, werden wir trotzdem nicht genug Krippenplätze haben.»

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Wie viele Erzieherinnen genau benötigt werden, ist unklar – klar ist nur, dass es viele sind. Laut Sozialministerium gibt es derzeit in Bayern 82 000 Krippenplätze für Kinder unter drei – dreieinhalb Mal so viele wie 2005. Anders als der Bund hat die Staatsregierung auch keine Quote vorgegeben. Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) geht davon aus, dass in Bayern 2013 ein Versorgungsgrad von etwa 52 Prozent für Ein- bis Zweijährige erreicht wird. Bereits bewilligt sind Zuschüsse für weitere 15 000 Betreuungsplätze – womit naturgemäß auch erheblich mehr Personal benötigt wird.

Ab 1. August nächsten Jahres soll der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz gelten. «Ich persönlich glaube nicht, dass es zu Klagewellen kommt, aber Klagen sind nicht auszuschließen», sagte Maly dazu. «Bund und Landesregierungen lassen sich für den Krippenausbau feiern und liegen im Wettstreit, wer der edlere Held ist. Wir Kommunen löffeln dann die Suppe aus – denn wenn ein Platz fehlt, beschweren sich die Eltern nicht bei der Familienministerin, sondern bei ihrem Bürgermeister.» Das, sagt der SPD-Politiker, sei «eine eher unerotische Arbeitsteilung». Carsten Höfer/dpa

(15.8.2012)

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