Schüler trinken, rauchen und kiffen weniger als vor zehn Jahren

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HALLE. Wissenschaftler der Universität Halle haben im Rahmen einer WHO-Studie ein verbessertes Gesundheitsverhalten bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland festgestellt. Sie gebrauchen heute weniger Alkohol, Tabak und Cannabis als noch vor zehn Jahren.

Kiffen ist offenbar "out" unter Jugendlichen. Foto: prensa420 / Flickr (CC BY-NC 2.0)
Kiffen ist offenbar „out“ unter Jugendlichen. Foto: prensa420 / Flickr (CC BY-NC 2.0)

Kinder und Jugendliche in Deutschland rauchen und trinken weniger Alkohol, das ergab die Kinder- und Jugendgesundheitsstudie „Health Behaviour in School-aged Children“ (HBSC) der Weltgesundheitsorganisation WHO im Vergleich der Jahre 2002, 2006 und 2010. Hallesche Wissenschaftler um Prof. Dr. Matthias Richter, Direktor des Instituts für Medizinische Soziologie, arbeiten in Deutschland an der Auswertung der Umfragen mit.

Danach hat das regelmäßige Rauchen von 2002 auf 2010 deutlich abgenommen. „Die Rate bei den 13-Jährigen reduzierte sich von 14,1 Prozent im Jahr 2002 auf drei Prozent im Jahr 2010“, sagte Richter. Besonders stark sei der Rückgang von 2002 auf 2006 gewesen. Deutlich war auch der rückläufige Trend bei den 15-Jährigen: von 33 Prozent auf 14,9 Prozent. Der geschlechtsspezifische Unterschied ist zwischen Jungen und Mädchen dabei relativ gering.

Beim Alkoholkonsum ist ein ähnlicher Trend wie beim Rauchen zu erkennen. Professor Richter: „Die Raten sind unabhängig von Alter und Geschlecht deutlich gesunken.“ Für wiederholte Rauscherfahrungen haben sich die Werte für die 13-Jährigen mehr als halbiert, bei den 15-Jährigen um ein Viertel reduziert. Insgesamt haben Jungen deutlich mehr Alkoholerfahrungen als Mädchen – anders als beim Rauchen.

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Einen ausgeprägten Rückgang gab es ebenso beim Cannabiskonsum, wobei deutlich mehr Jungen als Mädchen Erfahrungen mit dieser Droge gemacht haben. Bei Jungen sank die Rate von 22 Prozent (2002) auf 10,7 Prozent acht Jähre später, bei Mädchen war ein Rückgang von 14,8 auf 5,7 Prozent zu verzeichnen.

Fazit: „Unter Berücksichtigung dieser Daten kann mit Blick auf die vergangenen acht Jahre von einer Trendwende gesprochen werden“, meint der hallesche Medizinsoziologe. Nach dem deutlichen Anstieg der Konsumraten von Tabak, Alkohol und Cannabis in den Jahren 1994 bis 2002 ist nun ein klarer Rückgang zu verzeichnen. „Besonders deutlich wird dies beim Rauchverhalten“. Die Wissenschaftler sehen dabei verschiedene Ursachen: zum einen gesetzgeberische Maßnahmen, zum anderen aber auch gesamtgesellschaftliche Veränderungen: „Die Einstellung gegenüber Rauchern und dem Rauchen ist gekippt“, sagt Richter. Eine Erklärung könne die allgemeine Stärkung des Gesundheitsbewusstseins in der Bevölkerung sein und die höhere Bedeutung für die eigene Gesundheit der Heranwachsenden.

In den Befragungen konnte auch eine leichte Verbesserung der subjektiven Gesundheit sowohl bei Jungen als auch Mädchen über die vergangenen acht Jahre beobachtet werden. Die große Mehrheit der Kinder und Jugendlichen fühlt sich gesund (2002: 85,2 Prozent, 2010: 87 Prozent). Die soziale Benachteiligung – und damit das erhöhte Risiko für eine beeinträchtigte Gesundheit – ist nach Ansicht der Wissenschaftler allerdings nicht rückläufig. „Die sozialen Unterschiede in der Gesundheit sind über den Beobachtungszeitrum hinweg konstant geblieben.“ Kinder und Jugendliche in der untersten Wohlstandskategorie schätzen ihre Gesundheit deutlich schlechter ein als sozial Privilegierte.

Die HBSC-Studie wird seit mehr als 25 Jahren durchgeführt und stellt Daten zu Gesundheit sowie gesundheitsbezogenen Wahrnehmungen, Einstellungen und Verhaltensweisen von Schülerinnen und Schülern im Alter von 10 bis 16 Jahren zusammen. Die Befragungen erfolgen alle vier Jahre in mittlerweile über 40 Ländern, die insgesamt über 200.000 Kinder und Jugendliche einschließen – in Deutschland etwa 5.000. An den aktuellen Auswertungen nahmen neben der Martin-Luther-Universität die Universitäten in Bielefeld, Dresden und Hamburg sowie die FH Frankfurt teil. idw

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