Zehn Jahre Bologna-Reform: Studentenwerk beklagt Defizite

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BERLIN. Das Deutsche Studentenwerk (DSW) hat anlässlich des zehnten Jahrestags der Bologna-Hochschulreform mehr Mittel für die soziale Betreuung der immer zahlreicheren Studenten angemahnt.

Im italienischen Bologna unterzeichneten 1999 die Bildungsminister von 29 europäischen Bildungsministern einen Vertrag, der die Schaffung eines einheitlichen Europäischen Hochschulraums bis zum Jahr 2010 vorsah. Foto: it might get loud / Flickr (CC BY-SA 2.0)
Im italienischen Bologna unterzeichneten 1999 die Bildungsminister von 29 europäischen Bildungsministern einen Vertrag, der die Schaffung eines einheitlichen Europäischen Hochschulraums bis zum Jahr 2010 vorsah. Foto: it might get loud / Flickr (CC BY-SA 2.0)

«Die Nachfrage der Studierenden nach Beratung ist im Zuge der Bologna-Reformen kräftig gestiegen», sagte DSW-Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde. «Deshalb müssen die Beratungsangebote und auch deren Finanzierung aufgestockt werden.» Dieser Aspekt sei bei der Einführung der gestuften Studiengänge nicht beachtet worden.

Vor zehn Jahren war das Studiensystem in Deutschland auf die internationalen Abschlüsse Bachelor und Master umgestellt worden. Die entsprechende Änderung des Hochschulrahmengesetzes wurde am 8. August 2002 unterzeichnet und trat eine Woche später am 15. August in Kraft.

Mit Blick auf den wachsenden Beratungsbedarf der Studenten sagte Meyer auf der Heyde: «Die Studentenwerke können hier gute Hilfestellung leisten.» So böten sie Kurse in Stress- und Zeitmanagement an, auch um einen Studienabbruch vermeiden zu helfen.

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Von falschen Voraussetzungen sei die Politik zudem bei den Studienwünschen der jungen Menschen ausgegangen. Sie habe darauf gehofft, dass die meisten Bachelor-Absolventen zunächst in die Arbeitswelt gingen. Doch tatsächlich strebten über 75 Prozent von ihnen an, unmittelbar nach dem Bachelor auch den Master zu machen. «Das trifft Hochschulen und Studentenwerke sehr stark», sagte der DSW-Manager.

«Da die Erstsemesterzahlen auch künftig sehr hoch sind und zugleich nur relativ wenig Studenten abgehen, sind Hochschulen und die sozialen Einrichtungen der Studentenwerke wie Wohnheime und Gastronomie stark überlastet», erklärter er. Die Politik habe zwar die Studienplätze mit Blick auf die Anfängerzahlen ausgebaut. «Den entsprechend notwendigen Ausbau der sozialen Infrastruktur hat sie aber nicht im Blick gehabt», kritisierte der DSW-Generalsekretär. Beispielsweise bestünden große Engpässe bei den Essensmöglichkeiten am Mittag. Hier könnten aber auch die Hochschulen mit einer anderen Zeitgestaltung für weniger lange Schlangen in den Mensen sorgen. URSULA MOMMSEN-HENNEBERGER, dpa

(11.8.2012)

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