Angst vor Amokläufen: Ministerin will Waffenrecht verschärfen

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BAD BOLL. Neue Nahrung für eine hitzige Diskussion: Das Waffenrecht muss nach Ansicht der baden-württembergischen Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) weiter verschärft werden. «Wir stehen in der Pflicht, das Risiko für den Waffenmissbrauch durch Kinder und Jugendliche so weit wie möglich zu verringern», sagte sie auf einer Tagung in Bad Boll zum Thema Amok.

Die Sportschützin Hattie Johnson bei den Olympischen Spielen in Athen. Foto:  Tim Hipps / Wikimedia Commons
Die Sportschützin Hattie Johnson bei den Olympischen Spielen in Athen. Foto: Tim Hipps / Wikimedia Commons

Jede Waffe weniger bedeute ein Stück mehr Sicherheit. Da Waffenrecht Bundesrecht sei, sei hier in erster Linie die Bundesregierung gefragt. Sie sprach sich laut Mitteilung dafür aus, in den Satzungen der Schützenverbände die Voraussetzungen für einen Verbandsausschluss zu schaffen, wenn Waffen und Munition nicht ordnungsgemäß aufbewahrt würden. Die Fachtagung wurde von der Evangelischen Akademie zusammen mit dem Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden veranstaltet. Beim Amoklauf von Winnenden und Wendlingen waren im März 2009 insgesamt 15 Menschen erschossen wurden. Der Täter richtete sich selbst.

Auch das Aktionsbündnis fordert eine Verschärfung des Waffenrechts, konkret: die Waffen von Sportschützen zentral zu lagern. «Wenn diese Forderung von 2009 umgesetzt worden wäre, wären heute einige Menschen mehr am Leben», heißt es. Seit dieser Bluttat seien 24 Menschen in Deutschland durch legale Pistolen und Gewehre zu Tode gekommen. Viele dieser Morde hätten nach Ansicht des Aktionsbündnisses verhindert werden können, wenn Schützenvereine die Waffen ihrer Mitglieder umfassend gesichert hätten.

Grüne: „Knarren raus aus der Privatwohnung“

Die Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth verwies unlängst auf eine Übermacht der «Waffenlobby in Deutschland», die einen effektiven Schutz verhindere. «Die tödlichen Knarren müssen endlich raus aus den Privatwohnungen, weil sie ein echtes Sicherheitsrisiko sind.»

Der Vizepräsident des Deutschen Schützenbundes, Jürgen Kohlheim, hält die Aufbewahrung zu Hause hingegen für die beste Lösung. «Wenn wir, was immer wieder gefordert wird, Schusswaffen und Munition in Schützenhäusern aufbewahren wollten, dann würde dort ein Munitionsdepot entstehen.» Dies sei viel gefährlicher und anfälliger für Einbrüche. Auch eine Verschärfung des Waffenrechts lehnte der Verband ab. «Ich glaube nicht, dass wir mit weiteren strengen Vorschriften das Versagen eines Einzelnen in irgendeiner Form ausschließen können», sagt Kohlheim. bibo / mit Material von dpa
(10.9.2012)

 

 

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Greenhawker
11 Jahre zuvor

Für die Zahl 24 ist das Aktiobnsbündnis immer noch der Nachweis schuldig. Das Argument der Aufbewahrung in Schützenhäusern , ist mittlerweile durch soviele „echte“ und nicht selbsternannte Experten widerlerlegt, das man schon von einer extremen Ausblendung von Fakten reden muss, wenn dieses Thema, mangels eigenr zahlengebundener Fakten immer wieder angeführt werden muss.

Michael König
11 Jahre zuvor

Frau Altpeter demonstriert einmal wieder die völlige Ausblendung aller Fakten, über die in den letzten Jahren von Experten der Bundesregierung, Staatsanwaltschaften, Gutachter und Verbände referiert wurde. Zum großen Teil auf Anfragen des Bundesrates oder im Rahmen von Gesetzesvorlagen der Fraktion Bündnis 90, denen ganz überwiegend jegliche sinnvolle Regelungssubstanz fehlte.

Wer heute die Sicherheit verbessern möchte, muss sozialpräventive Maßnamen konzipieren und diese Gesellschaft an manchen Punkten stressfreier gestalten. Das kostet aber mehr Geld, das nicht da ist. Verbote zu propagieren, die nicht greifen (siehe Alkohol- oder Drogenverbote) reduziert nicht das Risiko, sondern ignoriert es. Also Vorsicht vor Leuten, die einfache Mittel predigen, sie versuchen meistens, von den eigentlichen Problemlagen abzulenken.

Norbert Wagen
11 Jahre zuvor

Leider demonstriert Frau Altpeter gerade durch diese Aussagen Ignoranz und vorgefasste Meinung!

Auf der genannten Fachtagung hat Prof. Herbert Scheithauer einen Vortrag gehalten der gerade die Aussagen von Frau Altpeter negiert.

Die Position das Waffengesetz zu verschärften hält Frau Altpeter seit mehreren Jahren, leider ingoriert Sie die fundierten Analysen der Fauchleute.

Beste Grüsse,
Norbert Wagen