Berufschulen verlieren laut DGB-Ausbildungsreport an Qualität

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BERLIN. Die Qualität der Berufsschulen kann erheblich verbessert werden. Zu diesen Ergebnissen kommt der Ausbildungsreport 2012 des Deutschen Gewerkschaftsbundes.

Das Sonderthema der diesjährigen Befragung war die Qualität der Berufsschulen. Zwar bewertet eine knappe Mehrheit der befragten Auszubildenden (56,3 Prozent) die fachliche Qualität der Berufsschulen als „gut“ oder „sehr gut“. Gegenüber dem Vorjahr ist der Anteil der positiven Bewertungen allerdings um mehr als fünf Prozentpunkte zurückgegangen. Mehr als ein Viertel bezeichnet die Unterrichtsqualität als „befriedigend“ (29,1 Prozent), immerhin 14,6 Prozent bewerten sie nur als „ausreichend“ bis „mangelhaft“.

Einen starken Einfluss auf die Bewertung hat die Ausstattung der Berufsschulen mit technischen Geräten und Unterrichtsmaterialien. Etwa zwei Drittel der Befragten sind mit der Ausstattung an ihrer Schule zufrieden. Von ihnen bewerten 67,4 Prozent die Qualität der Berufsschule positiv. Deutlich kritischer sind die Auszubildenden, die mit der Ausstattung unzufrieden sind: nur ein Fünftel (21,7 Prozent) bewertet die Qualität der Berufsschule als „gut“ oder „sehr gut“.

Auch die Klassengröße spielt eine wesentliche Rolle bei der Bewertung: je größer die Klasse, desto negativer wird die Lernatmosphäre bewertet. In Klassen mit bis zu 15 Auszubildenden sind vier von fünf Azubis (78,8 Prozent) „immer“ oder „häufig“ mit der Lernatmosphäre zufrieden, bei Klassen mit mehr als 25 Auszubildenden ist es nur noch ein Drittel (32,2 Prozent). „Die Befragung zeigt: kleine Klassen und eine zeitgemäße Ausstattung der Berufsschulen mit Unterrichtsmaterial, Schulbüchern und technischen Geräten ist unabdingbar, wenn das Lernen im Unterricht erfolgreich unterstützt werden soll“, erklärte hierzu DGB-Bundesjugendsekretär René Rudolf.

Hotel- und Gaststättengewerbe bietet die schwierigsten Arbeitsbedingungen

Im siebten Ausbildungsreport wird außerdem die Qualität der Ausbildung anhand verschiedener Kriterien untersucht, wie zum Beispiel den Arbeitszeiten, der Vergütung und der fachliche Anleitung. Wenige Veränderungen gab es im Ranking der 25 häufigsten Ausbildungsberufe. Die besten Beurteilungen für die Qualität der eigenen Ausbildung gab es erneut von angehenden Bank- und Industriekaufleuten sowie Mechatronikern. Auf den letzten drei Rängen sind wie im Vorjahr die Ausbildungsgänge für Fachverkäufer/innen im Lebensmittelhandwerk, Restaurant- und Hotelfachleute gelandet.

Entsprechend hoch sind dort auch die Abbrecherquote sowie der Anteil an unbesetzten Stellen. Beispiel Restaurantfachleute: Fast jeder zweite Ausbildungsvertrag (47,6 Prozent) wird vorzeitig aufgelöst, ein Viertel der Ausbildungsplätze ist nicht besetzt. „Es ist offensichtlich, dass zwischen der Ausbildungsqualität auf der einen und der Abbrecherquote sowie dem Bewerbermangel auf der anderen Seite ein unmittelbarer Zusammenhang besteht. Nur Konsequenzen werden nicht gezogen“, sagte Ingrid Sehrbrock vom DGB.

Der Anteil der Auszubildenden, die regelmäßig Überstunden leisten müssen, ist gegenüber dem Vorjahr leicht zurückgegangen, von 40,6 Prozent in 2011 auf 38,1 Prozent in diesem Jahr. Trotz klarer gesetzlicher Vorgaben erhält fast jeder Fünfte weder einen Freizeitausgleich noch eine entsprechende Vergütung für die geleisteten Überstunden.

Fast jeder oder jede zehnte Auszubildende (10,8 Prozent) muss nach eigenen Angaben ausbildungsfremde Tätigkeiten erledigen – ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr (9,8 Prozent). Auch bei der Betreuung durch eine Ausbilderin oder einen Ausbilder gibt es Defizite: Fast jeder zehnte Befragte hat gar keinen Ausbilder (8,2 Prozent), bei weiteren 10,1 Prozent steht die Ausbilderin oder der Ausbilder selten oder nie zur Verfügung.

Sehrbrock sieht hier vor allem die Kammern in der Pflicht: „Angesichts der beinahe unveränderten Verstöße gegen gesetzliche Regelungen stellt sich die Frage nach der Wirksamkeit der Kontrollen. Missstände müssen schneller erkannt und beseitigt werden und bei besonders gravierenden Fällen dürfen die Kammern auch vor Sanktionen nicht zurückschrecken.“

Der Ausbildungsreport des DGB erscheint jährlich. Für die repräsentative Befragung wurden in diesem Jahr 12.039 Auszubildende aus den laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) 25 häufigsten Ausbildungsberufen befragt. Damit haben über 2.500 Menschen mehr teilgenommen als im vergangenen Jahr. Damals wurden 9.325 Auszubildende befragt. nin

(17.9.2012)

 

 

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