Finanzkrise treibt griechische Erzieher nach München

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MÜNCHEN. Finanzkrise trifft auf Erziehermangel: Die Innere Mission beschäftigt jetzt zehn Erzieher aus Griechenland. Acht von ihnen traten am Montag ihren Dienst an – der Start in ein neues Leben in Deutschland.

«Ich bin ja so aufgeregt», sagt die fünfjährige Ida an diesem Vormittag in der Kita der Inneren Mission im Münchner Westend. Sie hält ein kleines Geschenk in der Hand und überreicht es der 29-jährigen Dimitra Bakas, die genauso aufgeregt ist. «Herzlich Willkommen», sagt Ida. Denn die Griechin Dimitra beginnt an diesem Montag ihren Dienst als Erzieherin, zusammen mit sieben weiteren Griechinnen. Als Wilkommensgeschenk bekamen sie unter anderem einen Regenschirm.

Um die Personallücken in ihren 13 Kindertagesstätten zu füllen, hat die Innere Mission nach Erziehern aus Griechenland gesucht. «Vor einem Vierteljahr waren wir in Athen und haben Bewerbungsgespräche geführt», sagt Rosemarie Reichelt von der Inneren Mission bei der Begrüßung der neuen Erzieherinnen am Morgen. Von den 16 Bewerbern wurden zehn ausgewählt, alle im Alter zwischen Anfang 20 und Anfang 30. Zwei von ihnen – darunter ein Mann – werden in den kommenden Tagen noch anreisen.

Als Willkommensgeschenk bekamen die Griechen u.a. einen Regenschirm. (Foto: Thomas Pietrzyk/pixelio.de)
Als Willkommensgeschenk bekamen die Griechen u.a. einen Regenschirm. (Foto: Thomas Pietrzyk/pixelio.de)

Dimitra hat bereits als Jugendliche neun Jahre lang in Deutschland gelebt und spricht gut Deutsch, eine Grundvoraussetzung für den neuen Job. Nach ihrem Pädagogikstudium in Griechenland arbeitete sie dort rund zwei Jahre als Erzieherin. Ein Studium für den Erzieher-Beruf ist in Griechenland gang und gäbe, der Abschluss wird in Deutschland anerkannt. Dimitra beginnt damit sogar gleich als Gruppenleiterin der Sternschnuppen – 25 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren. Zusammen mit ihrem Mann und ihren beiden kleinen Kindern ist Dimitra nach Deutschland gekommen. «Ich freue mich sehr auf die Arbeit hier», sagt sie.

Die Erzieher aus Griechenland sind für die Innere Mission die Rettung. Zehn von 17 offenen Stellen konnten sie mit ihnen besetzen, vier weitere mit deutschen Erzieherinnen. Man habe den Fehler gemacht, Kitas auszubauen, ohne gleichzeitig für genügend Erzieher zu sorgen, kritisiert Reichelt. «Außerdem muss die Bezahlung besser werden.» Das Anfangsgehalt liege zwischen 2400 und 2600 Euro.

Für viele griechischen Erzieher sei das aber besser als die derzeitige Situation in Griechenland, sagt Athanassios Tsokos. Er arbeitet seit einigen Jahren als Personalvermittler in Deutschland und Griechenland und hat der Inneren Mission bei der Suche geholfen. «Vor einigen Jahren war das noch ein Traumjob in Griechenland», sagt er. Gesellschaftlich angesehen und gut bezahlt – Erzieher kamen gleich in den Staatsdienst. Heute würden viele Kindergärten geschlossen oder zusammengelegt. In München werden die Erzieher dringend gebraucht und sorgen nun dafür, dass die Personallücken geschlossen werden. dpa

(3.9.2012)

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