Immer mehr Handwerkerazubis haben Abitur

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BERLIN. Das Handwerk wird immer beliebter bei Abiturienten. Zumindest in Berlin. 20 Prozent der neuen Lehrlinge haben 2012 das Abitur in der Tasche – 2011 waren es mit 16 Prozent noch etwas weniger. Bundesweit liegt die Hauptstadt damit an der Spitze, sagte der Präsident der Berliner Handwerkskammer, Stephan Schwarz, der Nachrichtenagentur dpa.

«Das ist eine erstaunliche Entwicklung, die uns selber ein bisschen überrascht hat», sagte Schwarz. Er erklärte sich das Phänomen unter anderem dadurch, dass viele Handwerksberufe heute anspruchsvoller und damit für Abiturienten reizvoller seien als früher. Außerdem glaubt er, dass einige nach der Schule gar nicht sofort studieren wollen. «Viele erkennen, dass eine Ausbildung im Handwerk eine hervorragende Grundlage für eine spätere akademische Laufbahn ist», so Schwarz.

Unabhängig von der gestiegenen Zahl der Lehrlinge mit Abitur sind in Berlin noch 400 Lehrstellen frei – und das obwohl in diesem Jahr insgesamt 3,5 Prozent mehr Auszubildende eingestellt wurden als 2011. Grund dafür sei, dass das Geschäftsklima im Handwerk so gut sei wie seit 20 Jahren nicht mehr. Mehr als ein Viertel aller Betriebe plane, neues Personal einzustellen.

Dem gegenüber stehe ein Rückgang der Schülerzahlen. Trotz mehr Bewerbern mit Hochschulreife werde es deshalb immer schwieriger, qualifizierte Lehrlinge zu finden. «Wir gehen in Berlin davon aus, dass etwa 40 Prozent der Schulabgänger nicht oder nur bedingt ausbildungsfähig sind», sagte Schwarz. Trotzdem sei er zuversichtlich, dass die offenen Lehrstellen noch besetzt werden können. Hilfreich sein könnte dabei auch das neueste Angebot der Handwerkskammer: Seit kurzer Zeit gibt es eine Smartphone-App, die junge Leute direkt zu einer Ausbildungsstelle in ihrer Nähe führt. dpa

(14.9.2012)

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