Zu viel Arbeit für Lehrer: Individuelle Förderung entfällt

0

SCHWERIN. Eine Schulgesetzänderung in Mecklenburg-Vorpommern soll Lehrer entlasten. So müssen für die meisten Schüler künftig keine individuellen Förderpläne mehr geschrieben werden. Im Schweriner Landtag wurden dafür heute die Weichen gestellt.

Individuelle Förderung - zu viel Bürokratie für Lehrer? Foto: Luis Priboschek
Individuelle Förderung – zu viel Bürokratie für Lehrer? Foto: Luis Priboschek

Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) hat versprochen, den Lehrern in Mecklenburg-Vorpommern die Arbeit zu erleichtern und unternimmt dafür eine Rolle rückwärts: Die Pflicht, einen Förderplan für jedes Kind zu erarbeiten, war erst vor wenigen Jahren eingeführt worden – und wird jetzt wieder gekippt. Sie erwies sich offenbar als enorme zusätzliche Arbeitsbelastung. Künftig sollen nur noch Kinder an Regelschulen mit Teilleistungsstörungen oder besonderem Förderbedarf einen Förderplan bekommen.

Eine entsprechende Änderung des Schulgesetzes brachte die Landesregierung ins Parlament ein, die Abgeordneten überwiesen den Entwurf erwartungsgemäß zur weiteren Beratung in den Bildungsausschuss.

Zudem soll mit der Gesetzesänderung die Bewertung schulischer Leistungen landesweit vereinheitlicht werden. Bisher gebe es an der einen Schule schon für 80 Prozent der zu erreichenden Punkte eine Eins, an einer anderen erst bei 98 Prozent, erläuterte Brodkorb bei der Einbringung des Gesetzentwurfs. Die Bewertung des Arbeits- und Sozialverhaltens soll ebenfalls vereinheitlicht und vereinfacht werden.

Schriftliche Prüfung entfällt

Außerdem entfällt Brodkorb zufolge künftig die vierte schriftliche Prüfung bei der Mittleren Reife. In anderen Bundesländern gebe es auch nur drei schriftliche Prüfungen in den Hauptfächern Deutsch, Mathematik und erste Fremdsprache, sagte er. Im Nordosten muss bisher zusätzlich eine schriftliche Prüfung in einem Wahlfach wie Geografie oder Arbeit-Wirtschaft-Technik, abgelegt werden. Die Streichung soll die Lehrer entlasten, die bislang die Prüfungsfragen für ihre Schüler selbst erarbeiten mussten.

Mit den vorgesehenen Maßnahmen sollen künftig an den Schulen mehr als 100.000 Arbeitsstunden «nicht mehr mit Bürokratie verschwendet werden», wie Brodkorb sagte.

Die Grünen kritisieren die geplante Streichung der Förderpläne für einen Großteil der Schüler. Nicht einmal versetzungsgefährdete Schüler würden künftig noch einen bekommen, bemängelte die Grünen-Abgeordnete Ulrike Berger. Zunächst hätte geprüft werden müssen, ob sich die Leistungen der Schüler mit individuellen Förderplänen verbessert haben, meinte sie. Zur Entlastung der Lehrer forderte sie eine Absenkung der Wochenstundenzahl. Das sieht der Gesetzentwurf allerdings nicht vor.

Simone Oldenburg von der Linkspartei begrüßte die Streichung der Förderpläne – kritisierte jedoch, dass dies auch für die Kinder an Förderschulen gelten solle. Gerade diese Schüler benötigten eine ganz individuelle Begleitung, sagte sie. dpa

(26.9.2012)

Zum Bericht: „Mecklenburg-Vorpommern: Weniger Bürokratie für Lehrer“

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments