Allein mit einem Vergewaltiger – Gefängnislehrerin nach 40 Minuten wieder frei

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DÜSSELDORF. 40 Minuten können lang sein, wenn man, wie eine Gefängnislehrerin in Schwerte, eingeschlossen in einem Raum mit einem Vergewaltiger ist. Gleichzeitig waren die Notruf-Geräte der Anstalt zu dieser Zeit nicht in Betrieb, weil sie gewartet wurden.

Im Gefängnis von Schwerte ist eine Lehrerin der Anstalt 40 Minuten lang in der Hand eines Vergewaltigers gewesen und von diesem verletzt worden. Die CDU-Opposition kritisierte am Freitag, dass Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) den Landtag über den gravierenden Vorfall erst auf Nachfrage der Opposition unterrichtet habe. Dies sei eine «Missachtung des Parlaments».

Das Drama habe sich bereits am 20. August zugetragen und sei offenbar dadurch begünstigt worden, dass an diesem Tag sämtliche Personen-Notrufgeräte der Anstalt gewartet wurden und deswegen nicht zur Verfügung standen.

Nach 40 Minuten war die Lehrerin wieder frei. (Danipuntocom/Flickr CC BY-NC 2.0)
Nach 40 Minuten war die Lehrerin wieder frei. (Danipuntocom/Flickr CC BY-NC 2.0)

Die Lehrerin habe den Gefangenen zur Aufgabe bewegen können, aber Gewaltspuren am Hals davongetragen. Das Ministerium habe offenbar gehofft, den Vorfall verheimlichen zu können, sagte der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Peter Biesenbach. Dies sei schon im Fall der Flucht jugendlicher Intensivtäter in Dormagen der Fall gewesen.

Der Justizminister habe über den Vorfall in Schwerte im Rechtsausschuss des Landtags umfassend berichtet, sagte ein Justizsprecher. Das Thema war allerdings zuvor vom CDU-Abgeordneten Jens Kamieth auf die Tagesordnung gesetzt worden.

In dem Bericht des Ministeriums heißt es, dass der Gefangene regelmäßig als Putzkraft im Büro der Lehrerin eingesetzt gewesen sei. Am Tattag habe er sich mit der Lehrerin in dem Büro eingeschlossen, was während dieser Zeit unbemerkt geblieben sei. Der Häftling war wegen besonders schwerer Vergewaltigung zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Erst als der Gefangene die Frau freiließ, hatte diese Alarm auslösen können.

Die CDU-Opposition will nun wissen, warum sämtliche Notrufgeräte zeitgleich gewartet wurden. Ein Justizsprecher sagte am Freitag auf Anfrage, dies sei technisch unumgänglich. Das System könne nicht gleichzeitig gewartet und regulär betrieben werden. dpa

(5.10.2012)

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