Neues Institut hilft Wissenschaftlern, verstanden zu werden

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KARLSRUHE. Jeder Student weiß: Texte von deutschen Wissenschaftlern zu lesen, ist meist harte Arbeit. Und das nicht nur, weil die Materie schwer verständlich wäre. Schier endlose Schachtelsätze, der inflationäre Gebrauch von Fremdwörtern und kaum verständliche Worthülsen machen die Lektüre oft zur Qual. Ein neugegründetes Institut in Karlsruhe meint: Forscher brauchen Unterricht in verständlicher Sprache. Es will sich darum kümmern.

Zweifellos ein Manko: Klare Kommunikation wird an deutschen Hochschulen nicht vermittelt. Foto: Melvin Gaal, Mindsharing.eu / Flickr (CC BY-NC 2.0)
Zweifellos ein Manko: Klare Kommunikation wird an deutschen Hochschulen nicht vermittelt. Foto: Melvin Gaal, Mindsharing.eu / Flickr (CC BY-NC 2.0)

Wissenschaftler werden an deutschen Hochschulen zwar exzellent ausgebildet, lernen dort aber nicht, ihre Forschungen verständlich zu vermitteln. «Es ist ein großes Manko, dass das Verständnis klarer Kommunikation von Hochschulen nicht unterrichtet wird», sagte der Direktor des neuen Nationalen Instituts für Wissenschaftskommunikation (NaWik) in Karlsruhe, Carsten Könneker.

In der digitalen wie der nicht digitalen Welt gebe es inzwischen zahllose Möglichkeiten für Wissenschaftler, sich über Blogs, Soziale Netzwerke, Science Slams oder Kinder-Unis an die Öffentlichkeit zu wenden. «Die Notwendigkeit, Wissenschaft zu kommunizieren, liegt klar auf der Hand», sagte Könneker. Viele Forscher wüssten aber nicht wie.

Erstmal die Frage klären: Wen will ich ansprechen?

«Zunächst einmal geht es um die Frage: „Wen will ich erreichen“», sagte Könneker. Wissenschaftler müssten ihr Bewusstsein schärfen für ihre jeweilige Zielgruppe: «Will ich Kindern, will ich interessierten Laien oder will ich ausgewiesenen Fachleuten etwas erklären?»

Viele Wissenschaftler seien geradezu erschreckend naiv. «Entweder suchen sie gar nicht erst den Dialog mit der Öffentlichkeit oder sie gehen einfach davon aus, dass ihr Vortrag dann verständlich ist, wenn ihn ihr wissenschaftlicher Assistent verstanden hat.» Von verständlich formulierter Wissenschaft könne die Gesellschaft jedoch in vielerlei Hinsicht profitieren.

Gleichzeitig müssten Forscher auch begreifen, dass Journalisten nicht dazu da seien, Fachchinesisch in lesbare Sätze zu übertragen. «Journalisten sind nicht das Sprachrohr der Wissenschaft», betonte Könneker, der auch Chefredakteur der Monatszeitschrift «Spektrum der Wissenschaft» ist. Forscher müssten sich selbst um Klarheit und Verständlichkeit bemühen.

Gleichzeitig gelte: Je mehr und je geschmeidiger Wissenschaftler untereinander oder nach außen kommunizierten, desto wichtiger werde auch die Rolle des Wissenschaftsjournalisten als Korrektiv. «Auch hinter der Wissenschaft können sich Seilschaften und Abhängigkeiten verstecken», sagte Könneker.

„Handwerklich hat sich wenig getan“

Vor allem in den vergangenen zehn Jahren sei zu beobachten, dass die Bereitschaft und Motivation von Forschern, ihre Erkenntnisse in die Öffentlichkeit zu tragen, stark zugenommen habe. «Sie wollen teilhaben an den medialen Möglichkeiten», sagte Könneker. «Betrachtet man jedoch, ob sie das handwerklich gut machen, hat sich wenig getan.»

Im neu gegründeten Institut NaWik wolle man Wissenschaftlern aller Couleur mit Seminaren und Workshops das Werkzeug an die Hand geben, ihre Forschungen verständlich in die Gesellschaft zu vermitteln. Geplant sind Workshops und Seminare rund um das Thema Kommunikation. «Unser Ziel ist es, in Deutschland als Leuchtturmprojekt zu fungieren», sagte Könneker.

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