„Oxfam“ kritisiert deutsche Entwicklungshilfe für weltweite Bildung

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DÜSSELDORF. Die Entwicklungshilfeorganisation „Oxfam“ kritisiert das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) für ihre mangelnde Hilfe im Bereich der weltweiten Grundbildung. Stattdessen fördere es hauptsächlich die Hochschul- und Berufsbildung.

Weltweit könnten über 60 Millionen Kinder keine Grundschule besuchen. Zudem fehlten 1,7 Millionen Lehrerinnen und Lehrer. In Afrika südlich der Sahara stieg die Zahl der Kinder, die nicht zur Schule gehen, zwischen 2008 und 2010 von 29 Millionen auf 31 Millionen an.

Anfang 2012 stellte das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) einen strategischen Plan für den Bereich Bildung vor und formulierte zehn Ziele, an deren Erreichung bis Ende 2013 sich das Ministerium messen lassen will. Unter anderem sieht die Strategie vor, die Qualität und den Zugang zu Grund- und Sekundarbildung zu verbessern.

Oxfam kritisiert, dass davon jedoch keine Rede sein könne. Von den Mitteln des BMZ profitierten hauptsächlich die Berufs- und Hochschulbildung. Die Gesamtzusagen des BMZ für Bildung seien zwar seit 2010 angestiegen, die Zusagen für Grundbildung hätten sich jedoch dramatisch gesenkt: von 113 Millionen Euro im Jahr 2010 auf 81 Millionen Euro im Jahr 2012. Machten sie 2010 noch gut 53 Prozent der Bildungsmittel des BMZ  aus, so lägen die geplanten Zusagen für 2012 nur noch bei 30,5 Prozent. Auch der Sekundarbildung komme seit Jahren nur eine marginale Bedeutung zu. Bei den Bildungszusagen des BMZ erhalte dieser Bereich für das Jahr 2012 lediglich 5 Mio. Euro, nur 1,9 Prozent der Gesamtzusage von 267 Mio. Euro.

„Die aktuellen Trends bei den Zusagen für Grundbildung sind alarmierend. Entwicklungsminister Dirk Niebel hat mit der Bildungsstrategie das Ziel vorgegeben, mehr für Grund- und Sekundarbildung zu tun. Die Zahlen sprechen aber eine andere Sprache: Immer noch haben Millionen Kinder weltweit keinen Zugang zu qualitativ guter Bildung. Doch gerade hier kürzt das Ministerium die Zusagen.“ sagt Sandra Dworack, Bildungsexpertin bei Oxfam Deutschland. nin

(6.10.2012)

Die Studie „Zehn Ziele für mehr Bildung?“: Eine Untersuchung der Zusagen des BMZ im Bildungsbereich gibt es hier

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Volker Seitz
11 Jahre zuvor

Obwohl Bildung als Schlüssel zur Entwicklung allgemein anerkannt ist, hat die Bundesregierung ihre Ausgaben für die Förderung der Grundbildung in Afrika in den letzten 15 Jahren erheblich gekürzt. Dies ist unbedingt zu korrigieren. Deutschland hat mit seinem differenzierten System der beruflichen Bildung (z.B. duales Ausbildungsystem) und den entsprechenden Bildungseinrichtungen den Entwicklungsländern etwas anzubieten, das wichtige Impulse für einen dynamischen Entwicklungsprozess geben kann. Darüber hinaus ermangelt es Afrika immer noch an qualifizierten Fachkräften für das Bildungswesen und für die Wirtschaft. Eine engere Zusammenarbeit der Hochschulenim Rahmen von Partnerschaften wäre deshalb dringend angebracht.
Volker Seitz, Autor „Afrika wird armregiert“

Gerhard Karpiniec
11 Jahre zuvor

Wenn Eltern ihre Kinder nicht ernähren können, ihnen noch weniger Papier und Bleistift für die Schule kaufen können – ist denken angebracht, inklusive einer Fehleranalyse der 50 jährigen EZA Arbeit. Schulen und andere Sozialleistungen werden von staatlichen und privaten ausländischen Spendern Großteiles aufgebaut und können derzeit nicht aus dem Steueraufkommen der lokalen Wirtschaft erhalten werden. Es gibt der so gut wie keine 360 Grad Projekte. Jede Hilfsinitiative deckt einen kleinen Teil ab, bemüht sich um keinen Zusammenhang noch weniger einen Zusammenhalt oder Zusammenarbeit, um eine sichtbare nachhaltige regionale oder nationale Entwicklung zu realisieren. Lokale Wirtschaft und Soziales müssen parallel wachsen. Derzeit wächst die internationale Wirtschaft und zerstört mit ihrer “Hilfe” im sozialem Bereich die lokale Wirtschaft. Es ist lukrativer eine neue lokale NGO auf zu bauen als einen Produktionsbetrieb. Dadurch ist diese – die lokale Wirtschaft – nicht mehr in der Lage ihre Aufgabe zu erfülle, soziale und administrative Notwendigkeiten aus eigenem Steueraufkommen zu decken.
Wo sind die NGO´s welche uns die ersten besser funktionierenden Beispiele zeigen.

Gerhard Karpiniec
Laxenburg/Österreich