Eklat in Stuttgart: Uni sagt Feierstunde für Bahnchef Grube ab

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STUTTGART. Die Auseinandersetzung um Stuttgart 21 hat nun auch die Universität Stuttgart erreicht. Die Hochschule sagt ihre Jahresfeier ab. Bahnchef Grube sollte feierlich Ehrensenator werden – das fanden S21-Gegner unpassend.

Rüdiger Grube, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG, bei einer Demostration für Stuttgart 21 in Stuttgart. Foto: Jacques Grießmayer / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Rüdiger Grube, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG, bei einer Demostration für Stuttgart 21 in Stuttgart. Foto: Jacques Grießmayer / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Aus Sorge um die Würde ihrer Jahresfeier hat die Universität Stuttgart erstmals in ihrer Geschichte die Veranstaltung abgesagt. Grund seien Anrufe, E-Mails und eine «unsachliche öffentliche Kampagne» gegen die bei diesem Anlass geplante Verleihung der Ehrensenatorenwürde an Bahnchef Rüdiger Grube, teilte die Universität mit. Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21 hätten den Festredner aus der Schweiz, Professor Wolfgang Kinzelbach, mit Anrufen und E-Mails geschmäht. In diesem Klima wäre eine sichere Veranstaltung nicht zu garantieren gewesen, sagte Uni-Sprecher Hans-Herwig Geyer. Der Beschluss zur Verleihung der Ehrensenatorenwürde bleibe davon unberührt.

Gruber hätte ohnehin nicht dabei sein sollen

Rektorat und Senat hätten einstimmig beschlossen, die für den 16. November geplante Veranstaltung abzusagen. Die Jahresfeier zähle zu den alljährlichen auch gesellschaftlichen Höhepunkten im universitären Leben. Zuletzt ausschlaggebend sei die Absage des Festredners gewesen, der angesichts der Vorwürfe an seine Adresse seine Teilnahme zurückgezogen habe, teilte die Uni weiter mit. Er habe über die Zukunft des Wassers sprechen wollen. Daraufhin hätten S21-Gegner ihm gegenüber die angebliche Bedrohung des Mineralwassers in Stuttgart durch das Bahnprojekt ins Spiel gebracht und den Wissenschaftler unter Druck gesetzt, hieß es.

Die Ehrensenatorenwürde für Grube basiere nicht auf seiner Funktion als Bahnchef, sondern auf Rat und Tat, mit der er die Universität seit 20 Jahren begleite, sagte Geyer weiter. Grube wäre wegen Auslandsterminen bei der Feier ohnehin nicht dabei gewesen. Dass die Hochschule wegen der «Kampagne» genötigt sei, ihre Jahresfeier abzusagen, schade dem Ansehen von Stadt und Region.

„Höflich formulierter Brief“

Die Parkschützer nahmen den Schritt mit Genugtuung zur Kenntnis. Zugleich wehrten sie sich gegen Vorwürfe. Es habe sich nicht um eine «Kampagne», sondern um «einen höflich formulierten Brief» gehandelt, teilte der Sprecher der Parkschützer, Matthias von Herrmann, mit. Eine öffentliche Ehrung des Bahnchefs wäre angesichts der Probleme beim Brandschutz, beim Grundwasser und bei den Finanzen von Stuttgart 21 unerträglich. dpa
(8.11.2012)

Hier – bei der Landeszentrale für Politische Bildung Baden-Württemberg – gibt es Material zum Thema Bürgerbeteiligung, auch am Beispiel von Stuttgart 21.

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