Abiturienten wollten Hüpfburg mieten – und wurden als Bettler beschimpft

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ESCHWEILER. Abiturienten aus dem nordrhein-westfälischen Eschweiler wollten für ihre Abschlussfeier eine Hüpfburg mieten – und wurden dafür von einem Vermiet-Unternehmen als angehende Hartz-IV-Empfänger beschimpft. Die Firma hat die Rechnung allerdings ohne das Internet gemacht: Sie steht jetzt in einem sogenannten „shit storm“, wie „Welt online“ berichtet.

Harmloser Spaß: Mit einer solchen Hüpfburg wollten Abiturienten ihren letzten Schultag feiern. Foto: lilli2de / Flickr (CC BY-SA 2.0)
Harmloser Spaß: Mit einer solchen Hüpfburg wollten Abiturienten ihren letzten Schultag feiern. Foto: lilli2de / Flickr (CC BY-SA 2.0)

Die Geschichte fing harmlos an, mit einem freundlichen Anschreiben eines Abiturienten an das besagte Unternehmen, das Hüpfburgen vermietet. „Da wir nicht viel Budget haben, möchten wir es aber so günstig halten wie es geht“, so habe er die Situation in einer Email erläutert und sich nach verfügbaren Angeboten erkundigt, heißt es in dem Bericht. Die Antwort eines Mitarbeiters fiel weniger freundlich aus: „Da Sie offensichtlich kein Geld haben, würde ich vielleicht von meinem Luxusdenken etwas abrücken. Wir sind Vermieter und machen das beruflich für unseren Lebensunterhalt mit dem Ziel, nicht da zu stehen, wo Sie offensichtlich stehen. Sollten Sie bei uns irgendwo ein Schild gesehen haben ‚Geschenkladen’ , lassen Sie es mich bitte wissen“, schreibt er.

Der Schüler habe die Sache so nicht auf sich sitzen lassen wollen. Er antwortete laut „Welt online“ bestimmt: „Scheinbar haben Sie mich nicht oder falsch verstanden – wir möchten nichts umsonst, sondern lediglich zu Konditionen, die zu der Veranstaltung eines Abiturscherzes passen. (…) Bezüglich Ihrer Absage hätte ich mich über ein wenig mehr Höflichkeit gefreut, da ich Stellvertreter einer größeren Interessengruppe bin, alles potentielle Kunden für spätere Jahre, denen ich nun ihr Schreiben vorlesen muss.“

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„70 Prozent der Studenten werden Hartz IV“

Anstatt die Sache auf sich beruhen zu lassen, habe der Mitarbeiter des Unternehmens nun erst richtig losgelegt: „Die Antwort war nicht unfreundlich. Sie war nur klar auf den Punkt gebracht. Bettelanfragen werden mit entsprechenden Gegenantworten beantwortet. (…) Studenten waren noch nie unsere Kunden aus wirtschaftlichen Gründen. Und sollten diese denn irgendwann mal Geld verdienen (70 Prozent werden Hartz IV), werden diese ihre Anfrage nicht mehr so stellen wie Sie, weil die dann in einer anderen Liga spielen. In gewissen gesellschaftlichen Schichten hat man nämlich einen anderen Umgangston und vor allem eine andere Zahlungsmoral. Als Bittsteller sind Sie nirgendwo gern gesehen. (…)“, heißt es in seiner Email.

Die Firma hat es dem Bericht zufolge inzwischen nicht nur auf Facebook, sondern auch in die lokale Presse geschafft. Mehr als tausend Mal sei der dort veröffentlichte Artikel bereits innerhalb des sozialen Netzwerkes gepostet worden, in rund 150 Kommentaren ließen sich die Nutzer – meist wenig wohlgesonnen – über das Unternehmen aus. Und: Eine Hüpfburg hätten die Abiturienten bekommen. Sogar gratis von einem örtlichen Dachdeckerbetrieb. (15.5.2012)

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4 Kommentare
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sigi72003
11 Jahre zuvor

Da fehlen mir die Worte.

locke2003
11 Jahre zuvor

Unfassbar!!! Entweder hat dieser Mitarbeiter, den sich kein Unternehmen wünscht, Minderwertigkeitskomplexe (Abi nicht geschafft)und musste so seinen Frust gegen Abiturienten abbauen oder er ist einfach dämlich.
Diese Firma kann eigentlich gar nichts anderes mehr machen, als sich öffentlich von diesem Mitarbeiter zu distanzieren, zu entschuldigen und diesen Mitarbeiter zu entlassen, damit sie ihre Glaubwürdigkeit zurückgewinnt.
Nur so kann sie noch den Schaden „in Grenzen“ halten.

nicolas
8 Jahre zuvor

So ein Schwachsinn, warum beleidigt man grundlos Kinder, die eine Hüpfburg haben wollen. Nicht gerade positiv. Hoffentlich kommt es nie wieder zu so etwas. Ich hätte mich bestimmt darüber aufgeregt

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  nicolas

Sie könne ja in Internetarchiven recherchieren. Der Vorfall geschah ja „erst“ vor 3,5 Jahren 😉