BMI von 34,5: Lehrer darf nicht Beamter werden

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KIEL. Ein Lehrer aus dem schleswig-holsteinischen Lauenburg treibt Sport und hat einen Body-Mass-Index von 34,5. Das Land will ihn darum nicht verbeamten, wie der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag (SHZ) berichtet.

Aus dieser Grafik lässt sich der Body-Mass-Index ablesen. Zeichnung: Laurens van LIeshout Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Aus dieser Grafik lässt sich der Body-Mass-Index ablesen. Zeichnung: Laurens van LIeshout Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Der 43-Jährige Lehrer für Mathematik, Technik und Sport an einer Gemeinschaftsschule sei früher Leistungsschwimmer gewesen, gehe dreimal wöchentlich ins Fitnessstudio und treffe sich regelmäßig mit Kollegen zum Volleyball. Weil er die gleiche Arbeit leiste wie sie, als Angestellter aber am Ende des Monats weniger Geld auf dem Konto habe, wolle er nun Beamter werden – doch das Kieler Bildungsministerium stellt sich quer, heißt es in dem Bericht: Der Lehrer sei zu schwer. Belastungs-EKG und Blutwerte seien bei ihm zwar bestens. Der Body-Mass-Index (BMI) aber weise einen Wert von 34,5 auf. Die Verbeamtung sei deshalb abgelehnt worden. „Die gesundheitliche Eignung für die Übernahme in das Beamtenverhältnis … kann daher zum jetzigen Zeitpunkt nicht festgestellt werden“, heißt es laut Bericht im ablehnenden Schreiben.

Der Pädagoge hat Widerspruch eingelegt. Wird dem nicht stattgegeben, will er, unterstützt von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Schleswig-Holstein, klagen, berichtet der „SHZ“.

Tatsächlich ist der BMI längst in die Kritik geraten. Nicht die Menge, sondern die Verteilung des Körperfetts sei entscheidend, sagt etwa Harald Schneider von der Medizinischen Klinik der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. In einer von ihm geleiteten Studie wurde nachgewiesen, dass der BMI für das Schlaganfall-, Herzinfarkt- oder Todesrisiko eines Menschen gar keine Rolle spielt. «Im Gegenteil, wir hatten einen leichten Trend, dass Patienten mit höherem BMI sogar ein bisschen besser abschneiden», sagt Schneider.

Beim BMI wird das Gewicht in Kilogramm durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat geteilt. Heraus kommt eine Statistik, der zufolge 75 Prozent aller deutschen Männer und fast 60 Prozent der Frauen übergewichtig, mehr als 50 Prozent der Männer und 23 Prozent der Frauen gar fettleibig sind. Was diese Statistik nicht berücksichtigt: Bei sportlichen Menschen sind es oft Muskeln, die das Gewicht und damit den BMI nach oben treiben.

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Spielraum für den Amtsarzt

„In welchem Verhältnis Muskelmasse zu Fett bei mir steht, war bei der amtsärztlichen Untersuchung gar kein Thema“, berichtete er der Zeitung. „Es wurde auch nicht gefragt, ob ich rauche oder trinke.“ Was er nicht tue. Ziemlich klar sei aber gleich gewesen, dass der BMI von 34,5 kritisch werden könnte.

Einen automatischen Ausschluss von der Verbeamtung bedeutet das allerdings noch nicht. In Schleswig-Holstein gelte als Markierungswert ein BMI von 30. Zwischen 30 und 35 gebe es einen Ermessensspielraum des Amtsarztes. „Da muss dann geguckt werden, wie Blutwerte und Blutdruck aussehen, wie es insgesamt mit der Fitness aussieht. Bei einem BMI von 35 oder mehr wird einer Verbeamtung eindeutig nicht mehr stattgegeben“, so zitiert das Blatt einen Mediziner. Auch extremes Untergewicht oder nicht behandelte Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes können eine Übernahme in den Staatsdienst blockieren.

Der von der Ablehnung betroffene Lehrer allerdings wundert sich. Denn er wurde unbefristet ins Angestelltenverhältnis  übernommen – für denselben Körper. News4teachers

(9.12.2012)

 

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