Das war das Topthema 2012: Lehrer und Schüler bei Facebook

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DÜSSELDORF. Heiß, heißer, Facebook – wenn es um das soziale Netzwerk ging, hatten die News4teachers-Leser viel zu diskutieren in den letzten 12 Monaten und machten das Thema damit zum Topthema 2012.

Einerseits erleichtert das Internet das Lehren ungemein und andererseits sind die Unsicherheiten im Umgang damit groß, das zeigt das große Interesse an dem Thema „Facebook – Kontakte zwischen Lehrern und Schülern“. Alle Beiträge dazu gehörten in den letzten 12 Monaten zu den beliebtesten auf der news4teachers-Seite. Zum Ende des Jahres lassen wir die Debatten dazu noch mal Revue passieren.

Daran scheiden sich die Meinungen: Ist der Umgang mit sozialen Netzwerken überflüssig oder sogar notwendig, um Schüler auf das Leben vorzubereiten? (Illustration: Birgerking/Flickr CC BY 2.0)
Daran scheiden sich die Meinungen: Ist der Umgang mit sozialen Netzwerken überflüssig oder sogar notwendig, um Schüler auf das Leben vorzubereiten? (Illustration: Birgerking/Flickr CC BY 2.0)

Es begann mit der Meldung einer Tageszeitung Anfang Mai, dass der Mißbrauchsbeauftgte der Bundesregierung, Johannes Wilhelm Rörig, einen Verhaltenskodex entwickelt haben soll, nach dem Lehrer keine Facebook-Freundschaften“ mit ihren Schülern pflegen sollen, auf Klassenfahrten die Räume von Kindern und Jugendlichen erst nach vorherigem Anklopfen betreten dürfen und dass Erwachsenen die gemeinsame Anwesenheit mit Schülern in Dusch- und Waschräumen – abgesehen von Notfällen – generell untersagt sei. Nachdem das veröffentlicht war und einen Entrüstungssturm auslöste, ruderte Rörig ziemlich schnell zurück. Auch künftig bliebe es den Verbänden und Schulen überlassen, wie sie etwa mit Facebook umgingen, ließ er in den folgenden Tagen verbreiten.

Ähnlich formulierten es die Lehrerverbände in ihren Reaktionen. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus sagte etwa  in einem Gespräch mit News4teachers.de: “Damit würde die Lehrerschaft unter einen Generalverdacht gestellt. Bei jedem Kontakt über Facebook würde dann sofort ein Missbrauchshintergrund angenommen.“Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hielt wenig von einem Facebook-Verbot für Lehrer in der Kommunikation mit Schülern. Dorothea Schäfer, Landesvorsitzende der GEW in Nordrhein-Westfalen, sagt aber auch: “Lehrer müssen nicht nur bei Facebook, sondern auch in anderen Zusammenhängen ihre Rolle klären, die sie gegenüber Schülern haben.”

Der Passauer Fall zeigt die Verunsicherung der Vorgesetzten

Wie verunsichert viele Pädagogen und Institutionen aber tatsächlich waren, zeigt ein Fall, der sich etwa zur selben Zeit in Bayern abspielte. Dort wurde ein Lehrer aus Passau vom Dienst suspendiert, weil sein Arbeitgeber sein Verhalten im Netz anstößig fand. Ob die Nachrichten, die der Passauer Pädagoge bei Facebook an seine Schülerinnen schrieb, tatsächlich anstößig waren, war aber von Anfang an umstritten.

So fand sein Schulleiter, dass der Inhalt der Kommunikation weder obszön noch sexistisch noch unter der Gürtellinie gewesen sei. Über das soziale Netzwerk Facebook hatte der Lehrer in seiner Freizeit mit mehreren Schülerinnen auf eine Weise kommuniziert, die Außenstehende als anstößig empfanden. Als die Schulleitung Auszüge davon zu sehen bekam, habe der Lehrer aber sofort den kompletten Dialog offen gelegt. Trotzdem hatte der kirchliche Träger aber nicht nur interne Ermittlungen eingeleitet, sondern auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Unnötig, wie sich Ende Juni herausstellte. Das Verfahren gegen den Lehrer wurde eingestellt.

Kein Konsens zum Umgang mit sozialen Netzwerken

Die Debatte läuft in den folgenden Monaten weiter. Im November äußert sich der niedersächsische Kultusminister Bernd Althusmann. Private Kontakte zwischen Lehrern und Schülern in sozialen Netzwerken wie Facebook sind nach Ansicht des Ministers nicht generell zu verurteilen. «Den Lehrkräften muss aber grundsätzlich klar sein, dass sie ihrer Vorbildfunktion nur dann gerecht werden, wenn sie bei der Nutzung dieser Medien die entsprechende Seriosität walten lassen und keine Distanzverletzungen erfolgen», heißt es in einer Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der FDP im Landtag. Die Regierung könne nicht durch Handlungsaufträge, Handlungsempfehlungen oder Auflagen etwas regeln, das dem freien Recht der Nutzung unterliege.

Noch einen Schritt weiter gehen andere. Der CDU-Medienpolitiker und Bundestagsabgeordnete Thomas Jarzombek forderte unlängst eine verpflichtende Teilnahme von Lehrern bei Facebook.„Wir brauchen eine Facebook-Pflicht für Lehrer. Lehrer müssen einfach wissen, wie soziale Netzwerke funktionieren und was dort abläuft. Nur dann können sie ihren Schülern einen vernünftigen Umgang damit beibringen“, sagte er. Da Internet und soziale Netzwerke sich ständig änderten, müssten Lehrer verpflichtet werden, sich hier ständig auf dem Laufenden zu halten.

Der Verein Ensible schlägt in die gleiche Kerbe. Er bietet im nordrhein-westfälischen Brilon ein Projekt „Social Network Training – Web 2.0“ für Schüler der Jahrgangsstufen 7 und 8, um ihnen einen bewussten, umsichtigen Umgang mit sozialen Netzwerken zu vermitteln. Die Initiatoren beobachten laut dem Nachrichtenportal „Der Westen“ einen weitverbreiteten naiven Umgang mit Facebook, das „die Kinder von morgens bis abends begleitet“. Sie raten Pädagogen, sich in jedem Fall in sozialen Netzwerken zu bewegen. „Lehrer sollten auch bei Facebook sein, um zu wissen, was da los ist.“ Newsteachers.de mit dpa

Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier:

(9.12.2012)

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