ARD-Drama aus dem Lehrer-Alltag wird wiederholt

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MÜNCHEN. Die Geschichte vom Zappelphilipp aus dem „Struwwelpeter“ gilt als volkstümliche Beschreibung eines Kindes mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom, kurz ADHS. „Zappelphilipp“ heißt nun auch ein Fernsehfilm, der am Mittwoch, 5. Dezember, in der ARD ersten Mal gezeigt wurde, und der sich mit dem Thema auseiandersetzt. Wer das Drama aus dem pädagogischen Alltag verpasst hat, für den wird die Sendung noch mehrfach wiederholt.  

Der "Zappelphilipp" bringt Lehrerin Hannah Winter (Bibiana Beglau) an ihre Grenzen. Foto: Bayerischer Rundfunk
Der „Zappelphilipp“ bringt Lehrerin Hannah Winter (Bibiana Beglau) an ihre Grenzen. Foto: Bayerischer Rundfunk

Die Story: Hannah Winter (Bibiana Beglau) ist Lehrerin aus Leidenschaft. Als eines Tages der neunjährige Fabian Haas (Anton Wempner) in ihre Klasse kommt, sprengt der Junge durch sein lebendiges Temperament nicht nur Hannahs Unterricht, sondern wird auch schnell zu einer Belastung für die Klasse. Die junge Lehrerin findet sich an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit und in einem persönlichen Dilemma. Denn einerseits ist es ihr wichtig, dass auch anspruchsvolle und schwierige Kinder in ihrem Unterricht Platz finden, andererseits ist sie auch den anderen Schülern, den Eltern und dem Kollegium verpflichtet, für einen reibungslosen Ablauf des Unterrichts zu sorgen.

Der Druck von allen Seiten wächst und lässt Fabian, der überall außer bei Hannah aneckt, zum „Problemkind“ werden. Immer deutlicher wird an Hannah und Fabians Mutter (Andrea Wenzl) die Forderung herangetragen, Fabian untersuchen und seine Eigenart mit Psychopharmaka behandeln zu lassen – eine schwere Entscheidung über das Schicksal eines Kindes in einer von Leistungsdruck geprägten Gesellschaft.

„Gesellschaftsideale in Frage gestellt“

Die bereits mit mehreren Grimme-Preisen ausgezeichnete Regisseurin Connie Walther („Frau Böhm sagt Nein“) hat die Regie zum Fernsehdrama „Zappelphilipp“ übernommen. Das Buch stammt von Silke Zertz (Bayerischer und Deutscher Fernsehpreis für „Wir sind das Volk“). Walther und Zertz gelingt es der Filmkritikerin Pia Mecklenburger auf tvnews.unitiymedia.de zufolge, „anhand einer einzigen Geschichte ganze Gesellschaftsideale in Frage zu stellen“ – auch  dank ausgezeichneter schauspielerischer Leistungen.

Der Film beziehe in keinerlei Hinsicht Stellung, dennoch schaffe er es, eine an Höchstleistungen orientierte Gesellschaft in Frage zu stellen. „Was passiert mit denen, die nicht in das System passen und für Chaos sorgen? Fabians völlig überforderte Mutter entscheidet sich schließlich für die einfache Lösung: Medikamente. Und Fabian sitzt plötzlich da, perfekt eingegliedert in das System, hebt er in der Schlussszene fortwährend das Ärmchen, um der Lehrerin antworten zu dürfen. Zurück bleiben Fragen“, heißt es in der Kritik.

Hauptdarstellerin Beglau hat für sich bereits eine Antwort gefunden. „Die Menschen, die anders sind, gehören genauso zu unserer Gesellschaft. Ich wäre eher jemand, der sagen würde: Warum leisten wir uns nicht das Chaos? Also das produktive Chaos.“ News4teachers (2.12.2012)

Keine Zeit gehabt am vergangenen Mittwoch? Hier ist eine Liste mit Terminen in den nächsten Wochen, an denen der Film wiederholt wird.

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sofawolf
11 Jahre zuvor

Ich habe den größten Teil des Filmes während des Fahrradfahrens im Fitnessstudio gesehen (leider den Rest nicht). Ich fand ihn sehr realistisch und habe oft Situationen aus unserem Lehreralltag wiedererkannt. Das war wirklich interessant.