LEIPZIG. Singen Thomaner anders, wenn Mädchen im Publikum sitzen? Dieser Frage gehen derzeit Forscher des Leipziger Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften nach. Sie untersuchen das Verhalten von Mitgliedern des Thomanerchors beim Singen. Vor allem interessiert es sie, ob sich bei den Jungen der sogenannte Leuchtturmeffekt nachweisen lässt, teilte das Institut mit.
Im Tierreich wurde dieser Effekt beispielsweise bei männlichen Winkerkrabben beobachtet. Um das andere Geschlecht zur Paarungszeit anzulocken, heben ganze Kolonien im Gleichtakt ihre Scheren. Sind die Weibchen dann da, versuchen die Männchen durch kleine Asynchronitäten aufzufallen und die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie heben etwa ihre Scheren früher oder höher als die anderen, erläuterte der Leiter der Forschungsgruppe «Musikkognition und Handlung», Peter Keller.
Die Forscher wollen wissen, ob dieses Phänomen aus der Tierwelt auch bei Menschen auftritt. Das rhythmisch-synchrone Verhalten von Sängern in einem Knabenchor dient dabei als ein Modell. Beobachtet wurden 16 Thomaner beim Proben von zwei Motetten. Bei zwei Durchgängen war das Publikum ausschließlich männlich, bei einem Durchgang kamen Mädchen dazu. Die Wissenschaftler machten Video- und Tonaufzeichnungen und baten die Teilnehmer, in einem Fragebogen ihre subjektiven Eindrücke zu bewerten. Die Ergebnisse der Forschungen sollen 2013 veröffentlicht werden. dpa
(3.12.2012)
Zum Bericht: „Älteste öffentliche Schule Deutschlands wird 800 Jahre“