Probleme mit Stimme und Rücken sind häufigste Lehrerleiden

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MAINZ. Räume mit schlechter Akustik, Schimmel an den Wänden, Mobbing im Kollegium: Aus den Schulen bekommen Ärzten und Psychologen ganz verschiedene Probleme zu hören.

Seit einem Jahr kümmert sich das Institut für Lehrergesundheit an der Universität Mainz um speziell diese Schwierigkeiten. Neben einzelnen Lehrern melden sich auch Schulleiter oder der Personalrat bei dem Institut. «Eine Grundschule hat andere Probleme als eine Förderschule oder als eine berufsbildende Schule», erklärt Institutsleiter Professor Stephan Letzel. Dabei kann es beispielsweise darum gehen, eine Lehrerin nach einer schweren Krankheit beim Wiedereinstieg in den Beruf zu unterstützen. Oder das Kollegium einer Förderschule wünscht sich neue Hebehilfen für die behinderten Kinder.

Neben Stresssymptomen sind orthopädische Krankheiten und Schwierigkeiten mit der Stimme bei Lehrern besonders häufig, so die Erfahrungen der Arbeitsmediziner. Viele Kollegen klagten etwa über Rückenschmerzen. Aber auch Mutterschutz, Impfungen und Unfälle auf Wandertagen seien ein Thema. Neben Lärm sei oft auch das schlechte Raumklima ein Grund für Klagen, sagt die Sprecherin der Direktorenvereinigung der Gymnasien in Rheinland-Pfalz, Christel Frey. «Es sind oft kleine Unterrichtsräume, und dann mit 30 Menschen im Sommer…» Viele Kollegen bemängelten auch die Mini-Fächer oder Spinde, in denen sie Arbeitsunterlagen und Bücher in der Schule verwahren können. «Sie schleppen oft Berge von Material mit sich herum», sagt die Schulleiterin aus Nieder-Olm.

In Mainz kümmern sich jetzt Arbeitsmediziner speziell um Lehrerleiden. (Foto: perfecto insecto/Flickr CC BY 2.0)
In Mainz kümmern sich jetzt Arbeitsmediziner speziell um Lehrerleiden. (Foto: perfecto insecto/Flickr CC BY 2.0)

Die Ausstattung der Schulen seien besser oder schlechter, je nach Finanzlage der Städte oder Kreise. «Es ist wichtig, dass hier neue Standards entwickelt werden», betont Frey. Die Einrichtung eines Instituts für Lehrergesundheit begrüße sie sehr. Eine solche Anlaufstelle für Lehrer habe es in dieser Form vorher nicht gegeben. Und die Hilfe sei wichtig: Die Zahl etwa der Fälle von Burn-out unter Lehrern im Land steige, auch jüngere im Alter zwischen 30 und 40 seien betroffen. «Das Problem im Lehrerberuf ist: Die Arbeit hat keine Grenze», sagt die Schulleiterin. Rund die Hälfte der Arbeitszeit werde von zu Hause aus erledigt, eine Trennung von Beruf und Privatleben ist schwer. Dadurch werde der Stressabbau schwerer, erklären auch Letzel und der wissenschaftliche Institutsleiter Dirk-Matthias Rose. Allerdings liege der Grund für psychische Probleme nicht unbedingt immer in der Schule.

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Mit einem bundesweit einmaligen Konzept war das Institut vor rund einem Jahr an der Uniklinik eingerichtet worden. Großer Pluspunkt ist nach den Worten von Letzel unter anderem die institutionelle Unabhängigkeit. Das schaffe das nötige Vertrauen. Rund 300 Lehrer haben sich im ersten Jahr mit individuellen Problemen an die Experten gewandt. Dazu kommen Beratungen und Seminare an den Schule.

Um zu klären, wo Unterstützung besonders nötig ist, hat das Institut einen Internet-Fragebogen entwickelt. Knapp 20 Mitarbeiter hat die Einrichtung, die für 45 000 Lehrer und pädagogische Fachkräfte an 1700 Schulen in Rheinland-Pfalz zuständig ist. «Die können wir nicht auf einmal betreuen», sagt Institutsleiter,  Letzel. Ziel ist, dort zuerst zu beraten, wo es am nötigsten ist. Andrea Löbbeke, dpa (29.5.2012)

Zum Artikel über Stimmprobleme aus dem Magazin „Forum Schule“ 3/2009 bei Lehrern kommen Sie hier: Pfeifen im Halse

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