U3-Betreuung: Immer noch fehlen Hunderttausende Plätze

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WIESBADEN. Ab August 2013 gilt der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kleinkinder. Zwar holt der Westen bei der Umsetzung auf, doch bis zum garantierten Platz ist es noch ein weiter Weg.

Ab August 2013 gibt Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Zweijähjrige. Foto: Belzie / Flickr (CC BY-ND 2.0)
Ab August 2013 gibt Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Zweijähjrige. Foto: Belzie / Flickr (CC BY-ND 2.0)

Bei der Betreuung von Kleinkindern hat der Westen im Vergleich zu Ostdeutschland leicht aufgeholt, es fehlen aber immer noch Hunderttausende Plätze. Im März 2012 besuchten in Westdeutschland 22,3 Prozent der Kinder unter drei Jahren ein Angebot zur Tagesbetreuung. Im Vorjahr waren es noch 19,8 Prozent. Das teilte das Statistische Bundesamt mit. Bundesweit wurden zum Stichtag 27,6 Prozent aller Kinder unter drei Jahren in einer Kindertageseinrichtung oder von Tageseltern betreut. Insgesamt waren das mehr als 550 000 Kinder. Im Vergleich zu den alten Bundesländern steht der Osten wesentlich besser da. Die Quote ist dort mehr als doppelt so hoch. Sie lag 2012 bei 49 Prozent im Gegensatz zu 47,3 Prozent im Vorjahr.

Bei den Zweijährigen ist die Betreuungsquote mit 51,1 Prozent deutlich höher als bei Einjährigen (28,4) oder noch jüngeren Kindern (2,8). Nach Schätzungen der Statistiker von Anfang November fehlen bundesweit noch 220 000 Kita-Plätze, damit die Kommunen zum 1. August 2013 die Garantie für das Betreuungsangebot von ein- und zweijährigen Kindern einlösen können.

Der Deutsche Landkreistag zeigte sich mit der steigenden Zahl an betreuten Kindern zufrieden. «Besonders erfreulich ist, dass viele westdeutsche Landkreise ihre Betreuungsquoten im Vergleich zum Vorjahr beträchtlich steigern konnten», sagte der Präsident, Jörg Duppré (CDU). Die Prognose von 220 000 fehlenden Betreuungsplätzen kritisierte er als «auf Annahmen basierende politische Zielmarke». Der Deutsche Landkreistag führe derzeit selbst eine Umfrage durch, um den tatsächlichen Bedarf zu ermitteln.

„Schallende Orfeige für Schwarz-Gelb“

Die Bundestagsfraktion der Linkspartei wertete den Anstieg der Betreuungsquote um 2,4 Prozentpunkte – 44 000 betreute Kinder mehr binnen Jahresfrist – hingegen als «schallende Ohrfeige für die Koalition». Der Ausbau des Angebots gehe viel zu langsam voran. «Im Westen der Republik braucht es schon noch ein Wunder, wenn die Betreuungslücke geschlossen werden soll», sagte die kinder- und jugendpolitische Sprecherin Diana Golze. Sie forderte ein Notfallprogramm der Bundesregierung, um den Ausbau voran zu bringen.

Der Osten hat bei den Betreuungsangeboten für Kleinkinder die Nase deutlich vorn. Sachsen-Anhalt ist bei der Betreuung der unter Dreijährigen mit 57,5 Prozent Spitzenreiter, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern (53,6) und Brandenburg (53,4). Bei den Landkreisen ist das Jerichower Land (Sachsen-Anhalt) mit 63,3 Prozent vorne. In den neuen Bundesländern gibt es keinen Landkreis, dessen Betreuungsquote unter 40 Prozent liegt.

Im Westen Deutschlands sind Kitaplätze und Tagesfamilien hingegen seltener. Bei den Flächenländern hat hier Rheinland-Pfalz mit 27,0 Prozent die höchste und Nordrhein-Westfalen (18,1) die niedrigste Quote. Im Westen ist die Universitätsstadt Heidelberg der Kreis mit den meisten unter Dreijährigen in Kinderbetreuungsangeboten (40,4). Schlusslicht ist die bayerische Stadt Amberg (10,5). dpa
(4.12.2012)

Zum Bericht: „Kita-Ausbau zu langsam – Politiker: Standards lockern“

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