Neuerscheinungen: Vier empfehlenswerte Kinderbücher

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BERLIN. Aus der Fülle der Neuerscheinungen auf dem Kinderbuchmarkt ragen vier Titel aktuell heraus – ein Überblick.

Hat das Zeug zum Klassiker: "5 Hunde im Gepäck" von Eva Ibbotson. .
Hat das Zeug zum Klassiker: „5 Hunde im Gepäck“ von Eva Ibbotson. .

Tragisch, komisch, tröstlich: «5 Hunde im Gepäck»

Es ist das letzte Werk der britischen Autorin Eva Ibbotson («Das Geheimnis von Bahnsteig 13»), das noch zu ihren Lebzeiten erschien. Tragisches, Komisches und Tröstliches liegen nah beieinander in ihrer turbulenten Geschichte «5 Hunde im Gepäck». Held der Story ist Henry. Zu Ostern, Weihnachten und zum Geburtstag wünscht er sich von seinen reichen, schrecklich vielbeschäftigten Eltern immer nur eins: einen Hund. Auch zu seinem zehnten Geburtstag steht ein vierbeiniger Begleiter durch seinen ziemlich trostlosen Alltag bei Henry wieder als alleiniger Wunsch auf dem Zettel.

Da hat Henrys Manager-Papa eine folgenschwere Idee: Henry darf sich bei der Verleihagentur «Rent-a-Dog» einen Hund für ein Wochenende ausleihen. Danach soll das Tier hinter dem Rücken von Henry wieder aus dem Haus geschafft werden. Doch der Junge und der Mischling Fleck lassen sich nicht so schnell wieder trennen. Henry beschließt zu flüchten – mit Fleck und fünf weiteren Hunden. Hinter Ibbotsons flüssigem und heiteren Stil lauern an jeder Wegbiegung nervenzerfetzende Abenteuer. Selten hat ein Autor die Sorgen und Ängste von Kindern so ernst genommen. Ein echtes Lieblingsbuch – «5 Hunde im Gepäck» hat das Zeug zum Klassiker.

Die leicht gekürzte Hörbuchversion interpretiert Profisprecher Martin Baltscheit – mit gewohnt lebhaftem Spiel und hörbarer Freude an der zu Herzen gehenden Geschichte.

5 Hunde im Gepäck: dtv junior, München, 304 S., Euro 12,95, ISBN 978-3-423-76063-8; Hörbuch: Der Audio Verlag, Berlin, 237 Min., Euro 14,99, ISBN 978-3-86231-209-2. Ab 9 Jahren

Britischer Humor: David Walliams‘ «Billionen Boy»

David Walliams ist der geniale Quatschkopf aus der brachial-humorigen britischen Comedyserie «Little Britain». Seit einigen Jahren macht Walliams aber auch als Kinderbuchautor auf sich aufmerksam. In Deutschland erscheint jetzt sein drittes Buch mit dem Titel «Billionen Boy». Darin geht es um Joe Spud, den reichsten Zwölfjährigen der Welt. Natürlich macht Geld allein nicht glücklich, im Falle von Joe sogar eher ziemlich unglücklich. Er hat 500 Paar Turnschuhe, einen eigenen Formel-1-Wagen, sein Butler ist ein Orang-Utan und den Hamsterkäfig legt er mit 50-Pfund-Scheinen aus. Nur Freunde hat Joe leider nicht.

Deshalb bittet er seinen alleinerziehenden, mit Klorollen reich gewordenen Vater, ihn von der elitären Privatschule zu nehmen und auf eine ganz «normale» Schule zu schicken – inkognito versteht sich. Das Experiment läuft gut an, doch letztlich lässt sich Joes wahre Herkunft nicht verheimlichen – die Reaktionen seiner Mitschüler und Lehrer sind durchaus gemischt. Walliams‘ Erzählung strotzt vor witzigen Einfällen und kuriosen Details. Die Speisekarte der staatlichen Schulkantine zum Beispiel liest sich mit «Wespensuppe», «Rennmaus auf Toast» und «Schuppen-Risotto» wie ein einziger Running Gag. «Billionen Boy» ist urkomisch, mitfühlend und voller überraschender Wendungen – kurz: rundum gelungen.

Billionen Boy: Aufbau Verlag, Berlin, 288 S., Euro 14,99, ISBN 978-3-351-04170-0. Ab 11 Jahren

Erkundungsbuch: «Was macht die Katze in der Nacht?»

Wenn Ludwig abends nach der Schule, nach dem Spielen, Lesen und Zähneputzen ins Bett geht, dann denkt er sich jedes Mal: «Das darf’s nicht geben, das Tier verschläft sein ganzes Leben!» Denn seine Katze mit dem Namen Katze döst den ganzen Tag immer nur faul rum. Doch sobald Ludwigs Augen zugefallen sind, regt sich das Katzentier.

Und «Was macht die Katze in der Nacht?». Katrin Wiehle begleitet den Vierbeiner in ihrem gleichnamigen, gereimten Bilderbuch durch das nächtliche Städtchen – zusammen mit dem schwarzen Kater streift Katze durch die Umgebung und blickt in die noch erleuchteten Fenster der Menschenbehausungen. Ein müder Koch, eine helfende Krankenschwester, eine Mama mit Baby, ein Liebespaar und ein Computerfreak – sie alle sind in der Nacht auch wach. Der Fuchs, die Katzenbande und die Waschbären sind ebenfalls noch unterwegs. Ein tolles Erkundungsbuch – für alle die wissen wollen, wie das Leben weitergeht, wenn sie selbst mal kurz ausruhen müssen.

Was macht die Katze in der Nacht?: Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim, 32 S., Euro 12,95, ISBN 978-3-407-79453-6. Ab 3 Jahren

Kinder als Mafia-Opfer – «In der Schusslinie»

Sie sind «In der Schusslinie». Deshalb hat der der elfjährige Lucio zusammen mit der Mutter und der kleinen Schwester ein neues Leben begonnen. Mit neuem Namen, neuer Lebensgeschichte und weit weg von Sizilien, wo Lucios Vater von Mafiakillern ermordet wurde. Auch von Santino erzählt die italienische Autorin Silvana Gandolfi in ihrem atemberaubenden Roman. Der Sechsjährige überlebt durch einen Zufall das Mafia-Attentat auf zwei Familienangehörige – als einziger Zeuge ist er fortan hochgefährdet. Ganz aus der Sicht der Heranwachsenden schildert Gandolfi, wie das organisierte Verbrechen Kinderseelen verletzt und Familien zerstört.

Irgendwann hat sich Lucio in der neuen Heimat ein wenig eingelebt. Doch die ganze Last der Verantwortung für die Familie liegt auf seinen schmalen Schultern. Schließlich ist er nun der einzige Mann in der Familie und die Mutter ist vor Kummer krank geworden und verlässt das Haus nicht mehr. Als Lucio und seine Schwester eines Tages von einem Ausflug nach Hause kommen und die Mutter nicht da ist, bekommt der Junge Panik. Sind die Killer ihnen auf die Spur gekommen und haben Mama entführt? «In der Schusslinie» ist ein großer Wurf – authentisch, erschreckend und berührend.

In der Schusslinie: Carlsen Verlag, Hamburg, 256 S., Euro 14,90, ISBN 978-3-551-58272-0. Ab 14 Jahren

dpa (25.1.2013)

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