Missbrauch: Odenwaldschule kündigt weitere Zahlungen an – trotzdem Streit

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HEPPENHEIM. Der Missbrauchsopferverein „Glasbrechen“ begrüßt die Absicht der Odenwaldschule, weitere 50.000 Euro bereit zu stellen, fühlt sich aber vom Verfahren „erneut brüskiert“.

Nach langem Streit können weitere Opfer des sexuellen Missbrauchs an der hessischen Odenwaldschule eine Entschädigung bekommen. Die Schule gebe dem Opfer-Verein «Glasbrechen» zusätzliche 50 000 Euro, sagte der Vorsitzende des Schulträgervereins, Gerhard Herbert. Er bestätigte einen Bericht der «Frankfurter Rundschau». Das sei das Ergebnis einer Verhandlungskommission, in der Opfer wie Schule vertreten sind. Laut Herbert erhielt «Glasbrechen» von der Schule bereits über 60 000 Euro.

Eine abschließende Zustimmung der Gesprächspartner zu dieser Lösung stehe zwar noch aus. «Das ist aber so gut wie entschieden», sagte Herbert. Zudem habe die von dem Reform-Internat im südhessischen Heppenheim initiierte Stiftung «Brücken bauen» bereits mehr als 300 000 Euro ausgezahlt.

Die Verhandlungskommission geht auf eine Initiative des Landtagsabgeordneten Marcus Bocklet (Grüne) zurück. «Glasbrechen» könne nun unbürokratisch und opfergerecht weitere Mittel auszahlen, teilte Bocklet mit. Er bearbeitet eine Petition, die eine ehemalige Schülerin an den hessischen Landtag gerichtet hat.

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Die Übergriffe von Lehrern auf Schüler liegen Jahrzehnte zurück und gelten als verjährt. In einem vor zwei Jahren vorgelegten Abschlussbericht über den sexuellen Missbrauch wird eine Zahl von mehr als 130 Betroffenen genannt.

«Glasbrechen» gründete sich extra wegen der Entschädigungsforderungen. «Wir begrüßen das vorliegende Papier als einen Schritt in eine richtige Richtung», sagte der Vorsitzende Adrian Koerfer am Montagabend, als die Vereinbarung bekannt wurde. «Wir können aber das Ergebnis einer Einigung diesbezüglich nicht vorwegnehmen, da wir am Wochenende mit unseren Vereinsmitgliedern darüber sprechen werden.» Zugleich kritisierte Koerfer, dass das Papier zuerst an die Presse und nicht an die Vorstände der jeweiligen Vereine gegangen sei. «Wir fühlen uns mit diesem Verfahren erneut brüskiert.» (dpa)

(08.01.2013)

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