Lehrerverband: Mittelschullehrer mißtrauen Spaenle

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MÜNCHEN. Einer Umfrage des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands zufolge sieht nur eine geringe Minderheit der Mittelschullehrer die Umwandlung der Hauptschule in die Mittelschule als Erfolgsmodell an.

Viele Lehrer seien vor allem mit den dauernden Erfolgsmeldungen von Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) unzufrieden. So hielten anders als Spaenle nur zwölf Prozent der befragten 1000 Lehrer die Umwandlung der früheren Haupt- in die heutige Mittelschule für ein «Erfolgsmodell», teilte der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) mit. Über 63 Prozent glaubten zudem Spaenles Aussage nicht, die Unterrichtsversorgung sei verbessert worden. Sogar 73 Prozent sind laut BLLV nicht der Meinung, dass im Vergleich zum Vorjahr Unterrichtsausfälle und schulinterne Vertretungen reduziert werden konnten.

Ludwig Spaenle
Sieht an den Mittelschulen Veränderungen zu Besseren: Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU). Foto: Michael Lucan / Wikimedia Commons (CC-BY-SA-3.0)

Über neunzig Prozent seien der Auffassung, weder mehr Zeit für den einzelnen Schüler noch ausreichend Zeit für intensive Förderung zu haben. Gut 82 Prozent beklagten das mangelhafte Angebot an Förderkursen. «Schein und Sein gehen immer weiter auseinander», kritisierte BLLV-Präsident Klaus Wenzel. Der BLLV ist der größte Lehrerverband Bayerns und die traditionelle Standesvertretung der Haupt- und Grundschullehrer.

An den Mittelschulen unterrichten insgesamt rund 17 000 Lehrer, von denen viele nicht Mitglied im BLLV sind. Der Verband hat seit Jahren ein eher gespanntes Verhältnis zu Spaenles Haus. Das Kultusministerium betonte in seiner Replik, die Ergebnisse der Befragung würden «in Überlegungen zur Weiterentwicklung der Mittelschule einfließen». Ansonsten wies das Ministerium den Vorwurf zurück, an den Schulen habe sich nichts zum Besseren verändert. So sei die Quote der Schüler, die an Mittelschulen den mittleren Bildungsabschluss erreichen, merklich gestiegen: von 19,6 Prozent im Schuljahr 2005/2006 auf 26,5 Prozent im Schuljahr 2011/2012. Und der Anteil der jungen Menschen, die die Mittelschule ohne Abschluss verlassen, sei von 3,4 Prozent im Jahr 2005 auf 2 Prozent im Jahr 2010 deutlich zurückgegangen.

Die Opposition dagegen fühlt sich in ihrer Kritik an der CSU bestätigt: «Die Mittelschule bleibt Stiefkind der bayerischen Schulpolitik», erklärte der SPD-Bildungsexperte Martin Güll. «Die bloße Umetikettierung der Haupt- in die Mittelschule war zweifellos sprachlich kreativ, hat in der Sache aber nichts gebracht», kritisierte der Grünen-Schulpolitiker Thomas Gehring. «Der Kultusminister hat sich inzwischen völlig entkoppelt vom Alltag in unseren Schulen.» (dpa)

(07.02.2013

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