In Hessen beginnt nun die Ausbildung von Islam-Lehrern

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WIESBADEN. Hessen führt zum kommenden Schuljahr an 25 Grundschulen erstmals einen konfessionsgebundenen islamischen Religionsunterricht ein – doch Lehrer dafür gibt es nicht. Zunächst werden Pädagogen aus anderen Fächern das Fach unterrichten. Spezialisten wird es erst in einigen Jahren geben.

Im Mittelpunkt des islamischen Religionsunterrichts: der Koran. Foto: rutty / Flickr (CC BY-NC-SA 2.0)
Im Mittelpunkt des islamischen Religionsunterrichts: der Koran. Foto: rutty / Flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

Gleich mehrere hessische Hochschulen hatten ihren Hut in den Ring geworfen, um Lehrer für das neue Fach Islamischer Religionsunterricht auszubilden. Im Rennen um Bundesmittel siegte die Goethe-Universität Frankfurt, der Bund fördert das dortige «Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam» fünf Jahre lang mit vier Millionen Euro.

Das «Institut für Islamische Studien der Universitäten Gießen und Marburg» ging in der Förderrunde 2010 zwar leer aus. Dennoch sind die Mittelhessen jetzt die Ersten, die in der Ausbildung künftiger Islamkundelehrer aktiv werden: weil sie Grundschullehrer ausbilden, in Frankfurt hat man eher die Oberstufe im Blick.

In der nächsten Woche wird es eigentlich losgehen: Unter der Leitung von Yasar Sarikaya, Professor für Islamische Theologie an der Universität Gießen, sollte eine Fortbildung für zunächst 25 Lehrkräfte beginnen. Die Weiterbildung bestehe aus drei Modulen, berichtet Sarikaya: theologische Grundfragen und die Hauptquellen des Islam, Glaubenspraxis früher und heute sowie fachdidaktische Methoden.

Der Kurs soll ein Jahr dauern, einmal wöchentlich stattfinden und mit Klausur und mündlicher Prüfung enden. Für Montag sei eine Kick-Off-Veranstaltung geplant, berichtet der Vizepräsident der Uni Gießen, Adriaan Dorrestijn.

Das Kultusministerium bestimmt, wer unterrichten darf

Wer Islamische Religion unterrichten darf, bestimmt das hessische Kultusministerium. Infrage kommen dafür «Lehrer, die mit anderen Fächern im hessischen Schuldienst sind und einer der beiden muslimischen Gemeinschaften angehören». Anders als zunächst geplant, kommen die künftigen Islam-Lehrer nicht nur von Grundschulen, sondern auch von weiterführenden Schulen.

An der Goethe-Universität ist die Lehrer-Ausbildung eher ein Nebenprodukt. Möglicherweise werden in einigen Jahren Frankfurter Absolventen Islamunterricht an hessischen Gymnasien erteilen, vordringliches Ziel ist das nicht. «Unser primäres Ziel ist der Aufbau eines wissenschaftlichen Diskurses und nur sekundär die Ausbildung von Studierenden in praktischen Berufsfeldern», sagt Vizepräsident Matthias Lutz-Bachmann.

300 Studierende sind aktuell eingeschrieben in dem 2010 gegründeten Bachelor-Studiengang, im Sommer machen die ersten 30 ihren Abschluss. Nicht alle sind muslimischen Glaubens, aber alle müssen Arabisch lernen – eine hohe Hürde, und entsprechend hoch ist die Abbrecherquote.

Ömer Özsoy ist Professor für Koranexegese und bisher der einzige Lehrstuhlinhaber in Frankfurt, zwei weitere Professuren sind derzeit ausgeschrieben. Es werde nicht leicht sein, Kollegen zu finden, glaubt er. «Wir brauchen drei Generationen, bis hier ausgebildete islamische Theologen in Deutschland islamische Theologen ausbilden.»

Ein wichtiges Unterfangen sei das aber zweifellos: «Ein wissenschaftlicher Umgang mit dem Islam kann mittel- bis langfristig auch Rückwirkungen haben auf das, was in Moscheen gepredigt wird», sagt Özsoy. Es dürfe aber nicht der Eindruck entstehen, dass die Uni Imame ausbilde: «Das ist das Recht der Religionsgemeinschaften.» Auch den Koranschulen mache die Uni keine Konkurrenz: «Dort lernt man schönes Rezitieren, hier wissenschaftliches Interpretieren». dpa

(1.3.2013)

Zum Bericht: „FDP setzt Islamunterricht in Hessen gegen die CDU durch“

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faycel el amrani
10 Jahre zuvor

salam