Ehrenamtsaktivisten beklagen Zeitmangel von Jugendlichen

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NÜRNBERG. Studie sieht Reformen im Bildungswesen als Ursache für zurückgehendes ehrenamtliches Engagement von Schülern und Studenten.

Einschulung mit fünf Jahren, Abitur nach der zwölften Klasse und vollgepackte Studiengänge – die steigenden Anforderungen führen nach Ansicht der Großstadtjugendringe dazu, dass junge Menschen immer seltener die nötige Zeit für ein Ehrenamt haben. Vertreter von Jugendorganisationen hätten schon seit Jahren «das Bauchgefühl», dass Jugendliche immer weniger Gelegenheit für außerschulisches Engagement hätten, sagte der Geschäftsführer der Großstadtjugendringe, Rainer Mayerhoffer, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Die Jahreskonferenz der Arbeitsgemeinschaft steht deshalb heuer unter dem Motto «Keine Zeit für Jugendarbeit».

Ehrenamtliches Engagement bietet Jugendlichen wertvolle Lebenserfahrung. Foto: Fundraisingnetz Flickr (CC BY-SA 2.0)
Ehrenamtliches Engagement bietet Jugendlichen wertvolle Lebenserfahrung. Foto: Fundraisingnetz Flickr (CC BY-SA 2.0)

«Soziales Engagement ist ein Grundelement unserer Gesellschaft», betonte Mayerhoffer. Es sei essenziell für das Zusammenleben, sich in Gruppen oder Vereinen zu engagieren, sich gegenseitig anzuerkennen und zu motivieren. «Das gibt Selbstbewusstsein.»

«Politiker behaupten immer, soziales Engagement bei Jugendlichen fördern zu wollen», schilderte Mayerhoffer. Die politischen Entscheidungen der vergangenen Jahre, beispielsweise die Umstellung auf das achtstufige Gymnasium oder auf Bachelor- und Masterstudiengänge, stünden dazu allerdings im Widerspruch. Die Jugendlichen hätten heute immer vollere Stundenpläne, und Uniprüfungen fänden regelmäßig in den Semesterferien statt.

Gestützt wird Mayerhoffers Einschätzung von einer aktuellen Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJU) und der TU Dortmund unter haupt- und ehrenamtlichen Aktiven in der Jugendarbeit. Dabei gaben 73 Prozent an, dass Jugendliche nicht mehr genügend Zeit zu haben, um sich in ihrer Freizeit zu engagieren. 81 Prozent der Befragten beklagten außerdem, dass es im Vergleich zu früher schwieriger geworden sei, mit Jugendlichen Termine für Aktivitäten auszumachen.

«Bei der Tagung diskutieren wir darüber, wie Jugendliche wieder mehr Zeit bekommen können, um herauszufinden, wo ihre Fähigkeiten liegen», erklärte Mayerhoffer. «Anschließend versuchen wir, die Ergebnisse der Tagung auf kommunaler Ebene politisch einzubringen, indem wir auf die Parteien und Fraktionen zugehen.» Jugendringe sind diejenigen Gremien, die nach dem Sozialgesetzbuch die Arbeit von Jugendvereinen und -verbänden von der Kreis- bis zur Bundesebene koordinieren. (dpa)

(13.04.2013)

zum Bericht: Studie: Ehrenamtliches Engagement von Jugendlichen geht zurück

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