Spicken mit Smartphone beliebt – Schulen halten dagegen

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DORTMUND. Schüler mogeln mit Smartphones, Lehrer halten mit Ortungsgeräten dagegen. Die Regel ist das nicht, aber durchaus Realität. Zur Abi-Prüfungszeit ist Spicken noch schwieriger als sonst.

Hat den Spickzettel weitgehend abgelöst: das Smartphone. Foto: Cheon Fong Liew/Flickr (CC BY 2.0)
Hat den Spickzettel weitgehend abgelöst: das Smartphone. Foto: Cheon Fong Liew/Flickr (CC BY 2.0)

Der Spickzettel unter dem Rock, das Buch auf der Toilette oder das Abschreiben vom Nachbarn – Schummeln bei Klassenarbeiten kannten schon die Großeltern. Im Zeitalter moderner Handys sind Schüler um eine Variante reicher. Gerade Smartphones sind Lehrern ein Dorn im Auge – besonders jetzt, wo in vielen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Berlin oder Niedersachsen die Abi-Prüfungen laufen. Sie passen noch besser auf.

Handys sind verboten, die Schüler müssen sie vor der Arbeit abgeben. Ein ausgeschaltetes Telefon in der Tasche gilt schon als Täuschungsversuch. Ein geschmuggeltes Gerät mit Kamera und Internet könnte auf der Schultoilette hilfreich sein – wäre nicht die Abschreckung so hoch.

Das Gymnasium Odenthal bei Köln beugt mit einem Handy-Ortungsgerät vor. Im Vorjahr war ein Oberstufenschüler aufgeflogen, der per Handy Textpassagen aus dem Internet abgeschrieben hatte. Mitschüler ließen ihn jedoch auffliegen. Sie nannten zwar keinen Namen. Die Schule glich die Klausurtexte der ganzen Klasse aber im Internet ab – und schon war der Schüler überführt. «Dem Physiklehrer kam dann die Idee mit dem Ortungsgerät», bestätigt Schulleiterin Angelika Schmoll-Engels einen Bericht des «Kölner Stadt-Anzeiger». «Wir führen das Abitur jetzt sicher durch», ist die Leiterin überzeugt.

Ortungsgeräte sind aber selten. In Schleswig-Holstein sind sie sogar verboten. Das Bildungsministerium in Kiel sieht dafür keine Rechtsgrundlage. Das Friedrich-Schiller-Gymnasium in Preetz, das zwei Detektoren eingesetzt hatte, musste die Geräte wieder einmotten.

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Das Erzbischöfliche Ursulinengymnasium in Köln setzt auch ohne Detektor auf Abschreckung. Dazu dienen den Ursulinen fehlgeschlagene Täuschungsversuche: Zwei Mädchen hatten in Klausuren vor dem Abi auf Smartphones gesetzt und wurden erwischt. In einem Fall war das flache Handy in einem Wörterbuch versteckt. Das hatte die Aufsicht gesehen. Die Schule griff durch und ahndete die Täuschung mit null Punkten für die Klausur. «Wir setzen nicht darauf aufzurüsten. Wir passen einfach sehr genau auf», meint Schulleiterin Monika Burbaum.

Auffällig sind Täuschungsversuche vor allem vor dem Abitur. In den Abi-Arbeiten selbst scheinen die Prüflinge zurückhaltender zu sein. «Ich kann mich an keinen aufgefallenen Versuch in den vergangenen 20 Jahren erinnern», meint der Schulleiter am Dortmunder Helmholtz-Gymnasium, Bruno Köneke. Das bestätigen andere Schulleiter – und auch Schüler.

«Wer bis zur Prüfung kommt, den lässt man auch durch», meint ein Ex-Abiturient in Essen. Da mache es wenig Sinn, zu viel zu riskieren. Auf dem Weg zum Abi sei das schon anders. Dabei hätten sich die Mitschüler aber eher an klassische Spickzettel und Abschreiben gehalten. «Hightech kam wenig zum Zuge», meint der jetzige Student, der namentlich nicht genannt werden will.

Der Deutsche Philologenverband, dem fast nur Gymnasiallehrer angeschlossen sind, sieht keine Täuschungswelle im Handyzeitalter über Schulen hinwegschwappen, schon gar nicht während der Abiturs. Auch sonst coole Typen seien im Abi eher vorsichtig. «Es gehört zum Täuschungsversuch ja auch eine gewisse Intelligenz», meint Peter Silbernagel in Düsseldorf. Während der Abi-Klausuren sei es deutlich schwerer. Da gebe es Aufsichten selbst im Toilettenbereich.  WOLFGANG DAHLMANN, dpa

Zum Bericht „Schummeltechnik auf dem Vorschmarsch“ aus dem Lehrermagazin „Forum Schule“ 

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