Psychologe: Kinder aktiv an einem Umzug beteiligen

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MÜNCHEN. Um Kindern einen Wohnortwechsel zu erleichtern, sollen Eltern sie in die Vorbereitungen einbeziehen und sie über die Folgen aufklären, rät der Münchener Diplom-Psychologe Wilfried Griebel.

Der Umzug in ein neues Haus oder eine neue Wohnung fällt kleinen Kindern schwer. Kinder seien in dieser Hinsicht eher konservativ, sagte Wilfried Griebel, Diplom-Psychologe vom Staatsinstitut für Frühpädagogik in München. «Die wollen, dass alles so bleibt, wie es ist.» Deshalb sollten Eltern den Kindern vor dem Umzug klarmachen, was ihnen bleibt. «Was dir gehört, nehmen wir alles mit», erklärte Griebel, wie Eltern die Kinder beruhigen können. Kinder können außerdem an Gegenständen hängen, mit denen die Eltern gar nicht rechnen. Danach sollten die Erwachsenen sich erkundigen und ihnen erklären, dass auch diese Dinge bleiben.

Karton
Ein Umzug fällt den meisten Kindern schwer. Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

Eine andere Frage, über die sich Kinder Sorgen machen: Wie schaffen sie es, ihre Freunde nicht völlig aus den Augen zu verlieren? «Umzüge sind mit Trennungen verbunden», sagte Griebel. Um sie zu erleichtern, sollten Eltern den Kindern demonstrieren, wie sie den Kontakt zu den Freunden halten können, zum Beispiel probehalber telefonieren oder skypen. Außerdem können die Eltern den Kindern versprechen: Zum Kindergartenfest im nächsten Jahr kommen wir zu Besuch. Unter so einem konkreten Versprechen könnten sich die Kinder etwas vorstellen, sagte Griebel. Es helfe ihnen außerdem, wenn der Abschied eine Form bekomme, zum Beispiel mit einer Abschiedsparty.

Darüber hinaus sollten die Eltern sie auch darauf vorbereiten, was auf sie zukommt: «Vorhersehbarkeit ist das Zauberwort», sagte Griebel. «Vorhersehbarkeit reduziert Stress.» Dazu gehört, mit den Kindern schon einmal das neue Haus oder die Wohnung anzugucken – in echt oder auf Fotos. Außerdem empfiehlt Griebel, wenn möglich den neuen Kindergarten oder die neue Schule vorab zu besuchen. Und herauszufinden, wie und wo die Kinder ihre Hobbys weiter ausführen können.

Die Kinder möglichst viel zu beteiligen ist ein weiteres Mittel, um ihnen Umzugsstress zu ersparen. «Pack‘ mal deine Sachen ein», gab Griebel ein Beispiel, was Eltern den Kindern als Aufgabe geben können. Zwar können sie mit dem Packen nicht alleine gelassen werden, aber zumindest fühlen sich die Kinder so nicht komplett ausgeschlossen. «Die Eltern machen was ganz Wichtiges – und ich darf nicht dabei sein», erklärte Griebel, was die Kinder sonst denken. Stattdessen können Eltern und Kinder gemeinsam das Spielzeug in Kisten verstauen.

Außerdem empfiehlt der Diplom-Psychologe, die Kinder bei der Gestaltung ihres neuen Zimmers helfen zu lassen: Welche Wandfarbe soll es haben? Wo soll dein Bett hin? Darüber können Kinder mitentscheiden. Am Umzugstag selber sollten sie ebenfalls dabei sein. Das heißt: Die Oma zum Aufpassen einladen und nicht die Kinder bei der Oma abgeben, erklärte Griebel. Mit etwas Engagement der Eltern stresse der Umzugstag die Kinder nicht, sondern könne sogar zu einem positiven Erlebnis werden – zum Beispiel, wenn die Kinder im Möbelwagen mitfahren dürfen.

Und auch aus dem Bezug des neuen Zimmers lässt sich ein Erlebnis machen, zum Beispiel, indem die Kinder ein Band durchschneiden, wie bei einer offiziellen Eröffnung aus dem Fernsehen. Das mache den Kindern klar: «Ich nehme mein neues Zimmer in Beschlag», sagte Griebel. (Lea Sibbel, dpa)

(10.05.2013)

Staatsinstitut für Frühpädagogik

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Claudia
10 Jahre zuvor

Sehr schöne Ideen den Kleinen das Umziehen zu erleichert. Mein Sohn hat tatsächlich unglaublich an einem alten Wohnzimmerteppich gehangen, den wir leider nicht mit in die neue Wohnung mitnehmen wollten.

Liebe Grüße
Claudia