Bildungsrepublik? Schnee von gestern

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Ein Kommentar von NINA BRAUN.

Die Bildungsjournalistin Nina Braun
Die Bildungsjournalistin Nina Braun

Beim Bildungsgipfel vor fünf Jahren hat Bundeskanzlerin Angela Merkel das Ziel ausgegeben, bis zum Jahr 2015 den Anteil der Bildungs- und Forschungsausgaben auf zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigern zu wollen. Das klang gut. Auch die Ministerpräsidenten beteuerten damals, die Bildungsausgaben nicht zu senken, obwohl die Schülerzahl zurückgeht. Mit dieser sogenannten demografischen Rendite sollten die Schulen und Hochschulen besser ausgestattet werden.

Schnee von gestern, so scheint es, auch wenn etwa Rot-Grün in Nordrhein-Westfalen die Zusage offenbar tatsächlich einzuhalten gedenkt. Baden-Württemberg hat sich aus dem damaligen Konsens mit der Ankündigung, 11.600 Lehrerstellen streichen zu wollen, verabschiedet. In Hessen macht der Landesrechnungshof Druck auf die Landesregierung, Lehrerstellen abzubauen. In Bremen gibt es Streit um Lehrerstellen. Und auch die Signale aus Sachsen („Die fetten Jahre sind vorbei“) verheißen nichts Gutes.

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Verräterisch war bereits die im vergangenen Jahr von der Kultusministerkonferenz vorgelegte Bedarfsstudie. Darin hieß es, bis 2020 bundesweit jährlich 28.000 Junglehrer einstellen zu wollen – obwohl dem Bildungsökonomen Prof. Klaus Klemm zufolge 36.000 notwendig wären, um die aus dem Schuldienst Ausscheidenden zu ersetzen. Heißt also: Lehrerstellen werden gestrichen; die demografische Rendite verschwindet zumindest teilweise in den Haushalten der Länder. Dabei steigen bundesweit die Anforderungen an die Schulen – etwa mit der Inklusion, um nur einen Punkt zu nennen.

Und Merkel wird mit ihrem vollmundigen Versprechen einer „Bildungsrepublik Deutschland“ wohl scheitern. Mit Sparaktionen lässt sich das Zehn-Prozent-Ziel nicht erreichen.

(27.2.2013, aktualisiert 25.6.2013)

 

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